1950 – 1959

1950 – Die Anfänge

Schon bald nach dem Verlust der alten Heimat entstand bei vielen Vertriebenen aus dem Landeshuter Raum der Wunsch, sich wiederzusehen und über das erlittene Schicksal auszutauschen. So lud der Rübezahlbund Hannover am Sonnabend, den 15. April 1950, alle Landsleute aus Stadt und Kreis Landeshut zum „Landeshuter Treffen“ in die Gaststätte „Zur Eiche“ in Hannover-Buchholz ein. Die Festansprache hielt der Fabrikbesitzer Ernst Brinkop aus Landeshut. Viele bekannte Landeshuter übermittelten Grüße, so der allseits geschätzte Landrat Dr. Otto Fiebrantz und der frühere Bürgermeister Günther Ries. Zum Abschluss ergriff Edelhard Rock das Wort und erklärte, dass im Laufe des Sommers im Rahmen einer ostdeutschen Kulturwoche in Wolfenbüttel neben einem Treffen der Waldenburger auch ein solches der Landeshuter durchgeführt werden sollte.

Von nun an wurden alle  Kreisheimattreffen der Landeshuter in Wolfenbüttel durchgeführt. Das 40. und letzte Kreisheimattreffen begann am 30. September 2017 in Wolfenbüttel und fand am 1. und 2. Oktober in Kamienna Góra/ Landeshut seine Fortsetzung.

1. Landeshuter Kreisheimattreffen am 19. und 20. August 1950

1950 – Das geplante Programm des ersten Landeshuter Kreisheimattreffens.
Landrat Dr. Otto Fiebrantz, 1880 – 1965

Am 19. und 20. August 1950 fand dann das erste Treffen des Kreises Landeshut in Wolfenbüttel statt. Ehrenpräsident war der frühere Landrat Dr. Otto Fiebrantz. Etwa 2000 Heimatfreunde aus Stadt und Kreis Landeshut fanden sich in Leistes Festsälen zusammen. Edelhard Rock begrüßte sie herzlich und unter der jubelnden Begeisterung der Teilnehmer erklärte er diese Versammlung, die sich von nun an alljährlich zusammenfinden sollte, zur rechtmäßigen Vertretung von Stadt und Kreis Landeshut. So wurden dann in Würdigung ihrer Verdienste um Stadt und Landkreis Landrat a. D. Dr. Otto Fiebrantz, jetzt Oldenburg, und Kreisschulrat a. D. Johannes Feldotto, Wittingen, inmitten einer begeisterten Festversammlung zu Ehrenbürgern von Stadt und Kreis Landeshut ernannt. Als kirchliche Vertreter an diesem ersten Landeshuter Kreisheimattreffen sind der ehemalige Landeshuter Stadtpfarrer Bernhard Görlich, der auch den katholischen Sonntagsgottesdienst in der St.-Petrus-Kirche hielt und Oberkirchenrat Martin Wahn und Pastor Heino Muther zu nennen. Im folgenden  Unterhaltungsprogramm sang dann u. a. der seinerzeit sehr bekannte Landeshuter Tenor, der „singende Schmied“ Fritz Winkler. Zu erwähnen ist noch, dass sich unter dem Vorsitz ihres früheren Obermeisters Alfred Gerber die Bäckermeister des Landkreises parallel zu einer Innungssitzung im „Goldenen Löwen“ versammelten.

2. Landeshuter Kreisheimattreffen am 4. und 5. August 1951

1951 – Landeshuter treffen sich im Hotel zum Löwen in der Breiten Herzogstraße.

3000 Landeshuter aus nah und fern versammelten sich in der Stadt Wolfenbüttel zu ihrem diesjährigen Heimattreffen. In der Hauptversammlung in Leistes Festsälen begrüßte Edelhard Rock die in so großer Zahl erschienenen Gäste. Der besondere Gruß galt den Vertretern der Stadt Wolfenbüttel, dem stellvertretenden Bürgermeister Lehr und Stadtverwaltungsrat Wolfgang Wessel.

1951 – Ehrenbürgerbriefe für Landrat Dr. Fiebrantz und Kreisschulrat Feldotto.

Rock überreichte dann die Ehrenbürger-Urkunde an den früheren Landrat Dr. Otto Fiebrantz. Kreisschulrat a. D. Johannes Feldotto konnte die Urkunde krankheitsbedingt leider nicht persönlich in Empfang nehmen. Als nächster Ehrenbürger soll der Landeshuter Journalist Ewald Schwandt mit dem Ehrenbürgerbrief der Stadt Landeshut ausgezeichnet werden.

1951 – Bewegt folgt man im Saale den Worten von Edelhard Rock.
1951 – Bürgermeister Lehr überreicht Edelhard Rock die Patenschaftsurkunde der Stadt Wolfenbüttel.

Besonderer Höhepunkt der Veranstaltung war die offizielle Übernahme der Patenschaft für die Landeshuter durch die Stadt Wolfenbüttel. Der stellvertretende Bürgermeister Lehr überreichte Edelhard Rock, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises, die Patenschafts-urkunde, die der Grafiker Kurt Fingerhut entworfen hatte. Mit Begeisterung wurde dann die Nachricht aufgenommen, dass der Landkreis Wolfenbüttel die Übernahme der Patenschaft für den Landkreis Landeshut beschließen wird.

Die feierlichen Festgottesdienste am Sonntag fanden in der ev. Trinitatiskirche und in der kath. St.-Petrus-Kirche statt. Die Predigten hielten Pastor Heino Muther und der Prior des Klosters Grüssau Pater Ambrosius Rose OSB.

1951 – Gedenkfeier am Mahnmal in Wolfenbüttel.

3. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 26. bis 29. September 1952

Mehr als 3000 Besucher fanden sich in den verschiedenen Versammlungsstätten der Patenstadt Wolfenbüttel ein. Den Höhepunkt des Treffens bildete neben vielen anderen Veranstaltungen der Festabend in Leistes Festsälen. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut Edelhard Rock konnte viele Ehrengäste begrüßen, darunter Landrat Dr. Dr. Joachim Hinkel und Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze, Bürgermeister Roloff und Vertreter der beiden Kirchen. Landrat Dr. Dr. Hinkel übergab unter dem starken Beifall der anwesenden Landeshuter die Urkunde über die Patenschaft für den Landkreis Landeshut.

1952 – Redakteur Ewald Schwandt, Landeshuter Ehrenbürger.

Im Verlaufe des Abends wurde einem Heimatfreund aus Wagenfeld für den durch Krankheit an der Teilnahme verhinderten Redakteur Ewald Schwandt die Urkunde für die im Vorjahre verliehene Ehren-bürgerschaft überreicht.

Der Sonntag begann wieder mit den Festgottesdiensten in den Kirchen beider Konfessionen. Die Predigt in der katholischen Pfarrkirche hielt der letzte Pfarrer von Gottesberg und frühere Kaplan von Landeshut, Pfarrer Franz Wiesner, jetzt in Wendeburg bei Braunschweig. In der ev. Trinitatiskirche predigte Pastor Gustav Adolf Bild, früher Schömberg und Röhrsdorf.

Nach den Festgottesdiensten fand eine Großkundgebung auf dem Marktplatz statt. Hier bekräftigten Vertreter von Stadt und Kreis Wolfenbüttel nochmals ausdrücklich ihre Verbundenheit zwischen Patenstadt und Patenkreis Wolfenbüttel einerseits und den Heimatvertriebenen aus Stadt und Kreis Landeshut. Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze kündigte die Schaffung eines Ehrenmals am Landeshuter Platz an, sowie die Einrichtung eines Ehrenbuches für die Gefallenen aus Stadt und Kreis Landeshut. Weiterhin sagte er Unterstützung zur Einrichtung eines Heimatarchivs der Landeshuter und für die Neuherausgabe des Landeshuter Heimatbuches von 1929 zu.

1952 – Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze auf der Kundgebung vor dem Wolfenbütteler Rathaus.
1952 – Edelhard Rock auf der Kundgebung vor dem Wolfenbütteler Rathaus.

Eine besondere Maßnahme des Landkreises Wolfenbüttel war im Zusammenhang mit der Patenschaftsübernahme die erstmalige Durchführung einer Kinderferienfreizeit für 20 Kinder aus Stadt und Kreis Landeshut im Wolfenbütteler Kreisjugendheim in Bündheim. Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze bekräftigte, dass diese Aktion für die Landeshuter Jugend zukünftig jedes Jahr stattfinden sollte. Der Landeshuter Tenor Fritz Winkler, der „singende Schmied“, der schon die Teilnehmer am Heimattreffen mit seiner Sangeskunst beglückt hatte, ließ es sich nicht nehmen, die Kinder für einen Tag zu besuchen.

4. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 7. bis 9. August 1953

Wie bereits im vergangenen Jahr trafen sich die Ortsvertrauensmänner unter dem Vorsitz des Heimatkreisvertrauensmannes Landrat Dr. Otto Fiebrantz zu einer gesonderten Sitzung. Auch die Landeshuter Kreishandwerkerschaft unter Beteiligung aller Innungen und ihrer früheren Obermeister traf sich wieder zu einer Arbeitstagung, ebenso wie die Mitglieder der Industrie- und Handelskammer aus dem Kreise Landeshut.

Über 4000 Landeshuter aus Stadt und Kreis strömten in die Patenstadt Wolfenbüttel und trafen sich an den verschiedenen Versammlungsstätten in der Stadt mit ihren Freunden und Nachbarn aus den Heimatorten. Der große Festabend am Sonnabend fand in „Antoinettenruhe“ statt. Nach den Gottesdiensten am Sonntag (Predigten: Pfarrer Erwin Otte, kath., und Pastor Gustav Adolf Bild, ev.) versammelten sich die Teilnehmer des Heimattreffens zur großen Abschlusskundgebung hinter der Trinitatiskirche auf dem Landeshuter Platz.

Am neuen Ehrenmal für die Verstorbenen, Gefallenen und Vermissten und die Opfer der Vertreibung, das der Patenkreis Wolfenbüttel gestiftet hatte und das erst am Karfreitag feierlich eingeweiht worden war, legten die Vertreter von Stadt und Kreis Wolfenbüttel Kränze nieder und man gedachte der Toten. In den folgenden Ansprachen bekundeten sowohl Landrat Ernst Kunkel als auch Stadtdirektor Mull ihren „Patenkindern“, dass Landeshut und Wolfenbüttel für alle Zeiten untrennbar miteinander verbunden seien, was von den Kundgebungsteilnehmern unter starkem Beifall und mit großer Freude aufgenommen wurde.

1953 – Totenehrung auf dem Landeshuter Platz am neuen Ehrenmal, gestiftet vom Patenkreis Wolfenbüttel

Die im vergangenen Jahr durch den Landkreis Wolfenbüttel erstmals durchgeführte Kinderferienfreizeit wurde in diesem Jahre mit einer Zahl von 40 Landeshuter Kindern in der neu gestalteten Bildungsstätte in Schöppenstedt mit großem Erfolg wiederholt. Auch dieses Jahr ließ es sich der Landeshuter Tenor Fritz Winkler nicht nehmen, die Kinder zu besuchen.

1953 – 40 Landeshuter Kinder erholen sich drei Wochen lang in der Bildungsstätte Schöppenstedt. Fritz Winkler – hinten Mitte.

5. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 7. bis 9. August 1954

Über 3000 Teilnehmer konnte der Sprecher des Arbeitskreises Landeshut Edelhard Rock in der Patenstadt Wolfenbüttel begrüßen. Der Veranstaltungsablauf glich dem des Vorjahres. Es gab während dieser Tage wieder viele Sondertreffen in den verschiedenen Gaststätten Wolfenbüttels. Erstmals traten die Ortsvertrauensmänner zu Beratungen zusammen. Die Festabende am Sonnabend waren zwischen den Teilnehmern aus dem Kreis („Antoinettenruhe“) und der Stadt Landeshut (Leistes Festsäle) aufgeteilt, da ein Festsaal für alle Teilnehmer nicht vorhanden war. Bei beiden Veranstaltungen fand ein nahezu identisches Programm statt.

Die Festpredigt am Sonntag im katholischen Gottesdienst hielt der ehemalige Pfarrer von Neuen und Erzpriester des Dekanats Landeshut Willibald Klepka. Im evangelischen  Gottesdienst in der Trinitatiskirche predigte Pastor Schmidt, früher Haselbach.

Bei der großen Kundgebung auf dem Landeshuter Platz überreichte Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze das Gedenkbuch für die Toten und Vermissten des letzten Weltkrieges aus dem Kreise Landeshut als Geschenk des Kreises Wolfenbüttel an Edelhard Rock, den Sprecher der Landeshuter. Bürgermeister Roloff bekundete das Recht auf Heimat für alle Vertriebenen und versicherte den Landeshutern, dass Wolfenbüttel alles tun wollte, damit sie sich wohlfühlten. Durch ein feierliches Spalier der Trachtengruppe schritten die Vertreter von Kreis und Stadt zum Ehrenmal, wo sie Kränze niederlegten.

1954 – Kreisflüchtlingsamtsleiter Schön, Bürgermeister Roloff, Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze und Edelhard Rock (von links) während der Totenehrung beim Landeshuter Treffen.

In Schöppenstedt fand wieder eine Ferienfreizeit für 40 bedürftige Kinder aus dem Kreise Landeshut statt. Mit vielen Veranstaltungen, Besichtigungen und Spielnachmittagen verbrachten die Kinder eine erholsame und vergnügliche Zeit unter der sachkundigen Leitung von Fritz Winkler und seiner Frau.

6. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 6. bis 7. August 1955

Annähernd 3000 Heimatfreunde aus Stadt und Kreis Landeshut trafen sich in ihrer Patenstadt Wolfenbüttel, darunter rund 200 aus der sowjetischen Besatzungszone, wie man seinerzeit die DDR nannte. Neben den Zusammenkünften der einzelnen Heimatgemeinden fand auch eine gemeinsame Arbeitstagung der Vertreter von Handwerk, Handel und Gewerbe aus dem Kreise Landeshut statt. In „Antoinettenruhe“ und in Leistes Festsälen wurden am Sonnabend wieder die Festabende für die Heimatfreunde aus Stadt und Kreis Landeshut veranstaltet. In beiden Festlokalen fand das gleiche Programm statt, bei dem der singende Schmied Fritz Winkler mit seinen Gesangsvorträgen wieder eine tragende Rolle spielte.

Der evangelische Gottesdienst am Sonntag fand in der Trinitatiskirche statt. Die Predigt hielt Pfarrer Martin Brügmann, früher Landeshut. Die katholische Gemeinde traf sich zu Hochamt und Festpredigt (Pfarrer Franz Wiesner) in der Pfarrkirche St. Petrus.

1955 – Helmut Lubig eröffnet die Kundgebung auf dem Landeshuter Platz.

Zur großen Kundgebung auf dem Landeshuter Platz versammelten sich danach mehr als 2000 Menschen. Nach der Begrüßung durch Helmut Lubig vollzog sich eine feierliche Totenehrung am Gedenkstein, an dem Kränze niedergelegt wurden.

1955 – Dicht gedrängt stehen die Menschen während der Kundgebung auf dem Landeshuter Platz.

Anschließend sprach Landrat Ernst Kunkel über den Wandel, der Wolfenbüttel in den letzten zehn Jahren  äußerlich verändert hat. Wo einst am Landeshuter Platz militärische Bauten gestanden hätten, stünden heute Bauten des Friedens. Bürgermeister Roloff sprach die Grußworte für die Stadt Wolfenbüttel. Der Sprecher der Landeshuter, Edelhard Rock, erklärte, dass Wolfenbüttel für die Landeshuter alles, was mit dem Begriff Heimat zusammenhängt, lebendig halte.

1955 – Edelhard Rock spricht auf der Kundgebung auf dem Landeshuter Platz.

Auch die 40 Landeshuter Kinder, die in Schöppenstedt auf Einladung des Kreises eine vierwöchige Ferienzeit verbrachten, wurden im Programm des Heimattreffens nicht vergessen.

7. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 3. bis 6. August 1956

An den vier Tagen im August kamen zum diesjährigen Heimattreffen mehr als 6000 Besucher in die Patenstadt Wolfenbüttel. Der Eröffnungsabend fand in Leistes Festsälen statt. Nach der Begrüßung durch Edelhard Rock hielt Friedrich Hoßbach, General der Infanterie a. D., ehemals Oberbefehls-haber der 4. Armee, einen Vortrag über den Kampf der 4. Armee zwischen Reichsostgrenze und Weichsel vom 4. Juli 1944 bis Januar 1945.

Der Sonnabend war wieder geprägt durch viele Sonderveranstaltungen der einzelnen Gemeinden und verschiedener Verbände des Kreises und der Stadt Landeshut. Erstmals trafen sich die freiwilligen Feuerwehren aus dem Kreis Landeshut und alle ehemaligen Feuerwehrkameraden unter Vorsitz von Kreisbrandmeister Alfred Haase. Abends fanden dann die beiden Festabende von Stadt und Kreis in Leistes Festsälen und „Antoinettenruh“ statt. Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze und Bürgermeister Roloff, die beiden Patenonkel der Landeshuter, bekräftigten die enge Verbundenheit mit ihren Patenkindern, stand doch dieses Treffen unter dem Leitgedanken: „Wolfenbüttel 1956 – Heimat der Heimatvertriebenen des Kreises Landeshut in Schlesien“.

Der sonntägliche Gottesdienst der evangelischen Gemeinde in der Trinitatiskirche wurde gehalten von Pastor W. Arendt, früher Konradswaldau, jetzt Hohegeiß/Harz. Das Hochamt und die Festpredigt in der katholischen St. Petrus-Kirche lag in der Verantwortung von Pater Prior Ambrosius Rose OSB, Grüssau und Stadtpfarrer Bernhard Görlich aus Landeshut.

1956 – Teilausschnitt der Kundgebung auf dem Landeshuter Platz.

Die anschließende große Kundgebung auf dem Landeshuter Platz führte noch einmal viele heimatvertriebene Landeshuter zusammen. Das Landeshuter Ehrenmal war schon die Nacht hindurch feierlich angestrahlt gewesen, wie viele Schmuckbauten in der Stadt auch. Hunderte waren in Einzelgruppen nachts vor dem Ehrenmal gewesen, um würdig ihrer gefallenen oder erschlagenen Angehörigen und Freunde zu gedenken. Nun am sonnenhellen Sonntagmittag standen die vielen Tausenden vor der hoch im Fichtengrün errichteten Rednertribüne. Hier fanden sich Hunderte wieder, die einander seit Jahren der Not nicht gesehen und gesprochen hatten.

1956 – Kranzniederlegung am Ehrenmal am Landeshuter Platz.
1956 – Kranzniederlegung am Landeshuter Platz durch Landrat Hartwieg.

Nach der Begrüßung durch Helmut Lubig, der die Grüße des Bundeskanzlers Konrad Adenauer und des niedersächsischen Vertriebenenministers Erich Schellhaus übermittelte, fand die Totenehrung statt. Zur Musik des Stadt-orchesters intonierte der Schauspieler Eberhard Gieseler den neuen poetischen Text zum alten Uhland-Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“. In feierlichem Zuge schritten Abordnungen zur Kranzniederlegung am Ehrenmal. Dorthin und auf das symbolische Feuer der Pylone richteten sich alle Blicke bei entblößten Häuptern.

Edelhard Rock hielt schließlich die Festansprache und ging dabei ausführlich auf das Heimatrecht der Schlesier ein und bedankte sich unter starkem Beifall der Kundgebungsteilnehmer bei Stadt und Kreis Wolfenbüttel für die übernommene Patenschaft.

1956 – Edelhard Rock, Vorsitzender des Arbeitskreises Landeshut, während seiner Ansprache.

Zum wiederholten Male fand in Schöppenstedt wieder eine vierwöchige Ferienfreizeit mit vielen Unternehmungen und Ausflügen für bedürftige Landeshuter Kinder statt.

1956 – Landeshuter Kinder in Goslar, Fritz Winkler 2. v. links.

8. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 2. bis 5. August 1957

1957 – Festlich geschmückt zeigt sich die alte Herzogstadt Wolfenbüttel mit ihren Fachwerkbauten.

Zwölf Jahre nach der Vertreibung trafen sich wieder nahezu 5000 Landeshuter aus allen Teilen der Bundesrepublik und der DDR in der Lessingstadt. Der Eröffnungsabend am Freitag fand in Leistes Festsälen statt und stand unter dem Motto „Der Kreis Landeshut lebt“.

Am Sonnabend versammelten sich die Ortsvertrauensmänner, Amts-vorsteher, Bürgermeister und die an der Heimatarbeit besonders Interessierten zu ihrer Tagung. Sie stand im Zeichen der Aufklärung der Nachkriegsschicksale der 200 deutschen Kinder aus der Kinderheilstätte und dem Kinderheim der NSV. Auch die Feuer-wehren aus dem Kreis Landeshut, die Jäger, die Schützen und die Militärvereine trafen sich zu eigenen Veranstaltungen. Abends fanden dann wie schon in den vergangenen Jahren wieder die beiden weitgehend gleich ablaufenden Festabende von Stadt und Kreis in Leistes Festsälen und „Antoinettenruh“ statt.

Der Festgottesdienst der evangelischen Gemeinden aus dem Kreise Landeshut fand unter Leitung von Pastor Friedrich Kretschmar, früher Landeshut, am Sonntag in der Trinitatiskirche statt. Hochamt und Fest-predigt des katholischen Gottesdienstes in der St. Petrus-Kirche übernahm der frühere Landeshuter Stadtpfarrer Bernhard Görlich.

In einer Feierstunde in der Carl-Gotthard-Langhans-Schule, der neuen Kreisberufsschule, an der zahlreiche Ehrengäste und Landeshuter teilnahmen, wurden zwei verdiente Männer geehrt, die Jahrzehnte ihrer Schaffenskraft in den Dienst der Menschen in Stadt und Kreis Landeshut gestellt hatten: Landrat a. D. Dr. Fiebrantz und Lektor Walter Fuchs.

1957 – Der Präsident des Niedersächsischen Verwaltungsbezirks Braunschweig Dr. Friedrich A. Knost bei seiner Ansprache zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse an Landrat a.D. Dr. Otto Fiebrantz während der Feierstunde in der Carl-Gotthard-Langhans-Schule.
1957 – Der Präsident des Niedersächsischen Verwaltungsbezirks Braunschweig Dr. Friedrich A. Knost verleiht Landrat a. D. Dr. Otto Fiebrantz im Auftrag des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz I. Klasse.

Der Präsident des Niedersächsischen Verwaltungsbezirkes Braunschweig Dr. Friedrich A. Knost verlieh namens des Bundespräsidenten dem langjährigen Landeshuter Landrat Dr. Otto Fiebrantz das Bundesverdienstkreuz I. Klasse.

1957 – Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze gratuliert Landrat a. D. Dr. Otto Fiebrantz zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes.
1957 – Edelhard Rock, der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, überreicht dem Betreuer der Gnadenkirchgemeinde, Lektor Walter Fuchs, den Ehrenbürgerbrief des Heimatkreises Landeshut.

Walter Fuchs erhielt aus der Hand des Vorsitzenden des Arbeitskreises Landeshut Edelhard Rock die Ehrenbürgerurkunde von Stadt und Kreis Landeshut.

Am Nachmittag fand dann am Ehrenmal auf dem Landeshuter Platz wieder die große Kundgebung mit Platzkonzert, Totenehrung, Festansprachen und Chören der Heimatvertriebenen statt.

1957 – In schlesischen Trachten tragen Frauen die großen Kränze zum Ehrenmal auf dem Landeshuter Platz.
1957 – Nach der Kranzniederlegung verharren die Vertreter von Kreis und Stadt Wolfenbüttel mit der schlesischen Trachtengruppe in ehrfürchtigem Schweigen vor dem Ehrenmal.

Alle Darbietungen und Ansprachen bewiesen erneut, dass Stadt und Kreis und Landeshut trotz aller Wirrnisse in der Patenschaft mit Stadt und Kreis Wolfenbüttel gut aufgehoben sind.

1957 – Landrat Gerhard Hartwieg bei der Kundgebung auf dem Landeshuter Platz.
1957 – Ihre besondere Verbundenheit mit den Landeshutern zeigen die Vertreter von Stadt und Kreis Wolfenbüttel, die mitten unter ihnen stehen. Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze, Bürgermeister Ehrhoff und Stadtdirektor Wolfgang Wessel.

Bei der inzwischen sechsten Ferienaktion des Landkreises Wolfenbüttel durften wieder über 40 Kinder aus dem Kreis Landeshut unbeschwerte Wochen in der Kreisbildungsstätte in Schöppenstedt verbringen. Diesmal waren auch fünf Berliner Ferienkinder darunter. Die Leitung lag erneut in den bewährten Händen von Fritz Winkler und seiner Ehefrau.

1957 – Die fröhliche Kinderschar vor dem Schöppenstedter Heim mit Fritz Winkler (oberste Reihe, 3. von links) und seiner Frau (oberste Reihe in der Mitte).

9. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 1. bis 4. August 1958

Das diesjährige Kreisheimattreffen stand unter dem Motto: „Ein einiges, wiedervereinigtes Deutschland in Frieden und Freiheit“ und der 225. Geburtstag von Carl Gotthard Langhans, dem größten Sohn der Stadt Landeshut, wurde gebührend gewürdigt. Insgesamt trafen sich an vier Tagen mehr als 6000 Landeshuter aus Stadt und Kreis. Bei der Eröffnungsfeier am Freitag in der Aula der Carl-Gotthard-Langhans Schule in Wolfenbüttel konnte der Sprecher des Arbeitskreises Landeshut Edelhard Rock zahlreiche Ehrengäste begrüßen, unter ihnen waren der niedersächsische Vertriebenenminister Albert Höft, der Präsident des niedersächsischen Verwaltungsbezirkes Braunschweig Dr. Friedrich A. Knost, Landrat Gerhard Hartwieg, Bürgermeister Ehrhoff, Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze, Vertreter der Kirchen, der stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien Dr. Herbert Hupka und der frühere Landeshuter Landrat Dr. Otto Fiebrantz.

1958 – Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze, Minister Prof. Dr. Dr. Theodor Oberländer, Edelhard Rock (von links).

Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen einer Ansprache des Bundesministers für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte Professor Dr. Dr. Theodor Oberländer. Musikalisch wurde die Feierstunde umrahmt durch Darbietungen des Streichquartetts Schneider, des „singenden Schmiedes“ Fritz Winkler und des Heimatchores der Vertriebenen „Martin Heckler“.

1958 – Bundesvertriebenenminister Prof. Dr. Dr. Theodor Oberländer, Edelhard Rock und der 81jährige Bergingenieur Arthur Herpel aus Rothenzechau, jetzt Altersheim Schloss Schliestedt im Gespräch (von links).

Minister Oberländer besuchte anschließend das vom Landkreis im Schloss Schliestedt eingerichtete Vertriebenenenaltersheim und sprach dort u. a. mit Landeshuter Spätaussiedlern und Rentnern.

1958 – Bundesvertriebenenminister Prof. Dr. Dr. Theodor Oberländer (Mitte) besuchte das Vertriebenenaltersheim Schloss Schliestedt.

Am Sonnabend fanden in erster Linie Treffen der einzelnen Heimatorte des Kreises Landeshut in verschiedenen Lokalen der Stadt Wolfenbüttel statt. Außerdem trafen sich die Feuerwehren des Kreises Landeshut, die Schützen, Jäger und Jagdfreunde und die ehemaligen Schüler der Mittelschulen des Kreises und der Landeshuter Oberschule. Ein besonderer Höhepunkt war die Eröffnung einer Ausstellung schlesischer Kunstschaffender im Wolfenbütteler Schloss. Im Mittelpunkt standen Werke von Friedrich Iwan und Erich Fuchs. Abends fanden, wie schon in den Jahren zuvor, die parallel ablaufenden Festabende für Stadt und Kreis Landeshut in Leistes Festsälen und in der Gaststätte „Antoinettenruhe“ statt.

1958 – Pfarrer Görlich inmitten seiner früheren Gemeinde.

Der Sonntag wurde durch die beiden Festgottesdienste ein-geleitet. Der evangelische Festgottesdienst in der Trinitatis-kirche wurde von Pastor Heino Muther, früher Landeshut, gehalten. In der katholischen Pfarrkirche St. Petrus hielt der frühere Landeshuter Stadtpfarrer Bernhard Görlich das Hochamt und die Festpredigt. Mittags fand dann die große Abschlusskundgebung mit Platzkonzert, Totenehrung und Festansprachen auf dem Landeshuter Platz statt.

1958 – Auf dem Weg zur Totenehrung.

Auch in diesem Jahr wurden vom Landkreis Wolfenbüttel wieder Landeshuter Kinder zu einer Ferienfreizeit in die Jugendbildungsstätte in Schöppenstedt eingeladen und verbrachten unbeschwerte Tage unter der bewährten Leitung von Fritz und Hanne Winkler.

1958 – Karnöffelfest am Elm.

10. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 31. Juli bis 3. August 1959

Mehr als 3000 Landeshuter Heimatfreunde versammelten sich in ihrer Patenstadt Wolfenbüttel zu ihrem alljährlichen Heimattreffen. Edelhard Rock, der Sprecher des Arbeitskreises Landeshut, begrüßte u. a. den aus New York mit seiner Frau angereisten Landeshuter Pastor Friedrich Forell, den Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien, Robert Müller-Kox aus Bonn, als Vertreter von Stadt und Kreis Wolfenbüttel Bürgermeister Ehrhoff und Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze.

1959 – Vor der Kundgebung. Edelhard Rock, Pastor Friedrich Forell und Margarete Forell, geb. Kretschmar, Präsident Dr. Friedrich A. Knost, Bundesgeschäftsführer Müller-Kox und Oberkreisdirektor Dr. Gleitze (von links)
1959 – Ehrenbürgerbrief für Pastor Friedrich Forell.

Während der Feierstunde in der Kreisberufsschule, die den Namen des großen Landeshuters Carl Gotthard Langhans trägt, überreichte Edelhard Rock die Ehrenbürgerbriefe an Pastor D. Friedrich Forell und den Seilermeister Paul Neumann, den „Bürgermeister der Breitenau“. Edelhard Rock, Helmut Lubig und Fritz Tannhäuser wurden anschließend von Bürgermeister Ehrhoff für ihre Verdienste um die Patenschaft Wolfenbüttel – Landeshut mit einem Wappenteller geehrt.

1959 – Bürgermeister Ehrhoff überreicht Pastor Friedrich Forell einen Wappenteller der Stadt Wolfenbüttel.
1959 – Edelhard Rock überreicht dem Seilermeister Paul Neumann, dem Bürgermeister von Breitenau, den Ehrenbürgerbrief von Landeshut.
1959 – Bürgermeister Ehrhoff ehrt Edelhard Rock, Fritz Tannhäuser und Helmut Lubig für ihre Verdienste.
1959 – Edelhard Rock eröffnet die Kundgebung auf dem Landeshuter Platz.

Festlich durch Fahnen geschmückt war der Landeshuter Platz, als sich die Wolfenbütteler „Patenkinder“ nach den Gottesdiensten am Sonntag hinter der Garnisonskirche einfanden. Leider waren in der Nacht zuvor einige Fahnen gestohlen worden. Der Bundessprecher der Landeshuter Edelhard Rock eröffnete auch in diesem Jahr die große Kundgebung. Er richtete einen besonders herzlichen Gruß an die Landsleute, die aus der sowjetisch besetzten Zone nach Wolfenbüttel angereist waren und richtete einen weiteren Gruß an die Landeshuter, die eigens aus den Vereinigten Staaten herüber gekommen waren, um im Kreise von Freunden und Verwandten am 10. Treffen in der Patenstadt teilzuhaben.

1959 – Tausende von Menschen haben sich zur Kundgebung auf dem Landeshuter Platz eingefunden.
1959 – Bildhauer Reinhold Kraft legt letzte Hand an den Meilenstein am Landeshuter Platz.

Während der großen Schlusskundgebung auf dem Landeshuter Platz wurde dann in Anwesenheit des Präsidenten des Niedersächsischen Verwaltungsbezirks Braunschweig Dr. Friedrich A. Knost ein Meilenstein enthüllt, der nach Berlin, Breslau und Landeshut weist und symbolhaft die Verbundenheit mit der alten Reichshauptstadt, mit Schlesien und dem Patenkreis Landeshut bekundet.

1959 – Die Fahnen der Deutschen Jugend des Ostens und die aus Liebau gerettete Fahne des Liebauer Hechler-Vereins aus dem Jahre 1888 nehmen vor dem Meilenstein Aufstellung.
1959 – Der Präsident des Niedersächsischen Verwaltungsbezirks Braunschweig Dr. Friedrich A. Knost enthüllt den Meilenstein der Heimatvertriebenen des Kreises Landeshut.
1959 – Bundesgeschäftsführer Robert Müller-Kox, Bonn, während seiner Ansprache.

Der Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien Robert Müller-Kox aus Bonn unterstrich in seiner kurzen Ansprache ganz nachdrücklich das Recht der Schlesier auf ihre Heimat und erinnerte daran, dass das gesamte Deutschland Schlesien verloren habe.

Die Festansprache hielt der ehemalige Pfarrer von Michelsdorf und heutige Ehrenbürger von Landeshut, Pastor D. Friedrich Forell, der jetzt in den Vereinigten Staaten lebt. Er betonte, dass die Landeshuter aus Liebe zur Heimat nach Wolfenbüttel gekommen wären. Er führte aus: „ Die Liebe zur Heimat lebt in unseren Herzen, und niemand kann sie uns aus dem Herzen reißen. Von Hass und Neid wissen wir nichts und wollen wir nichts wissen. Was uns hier in Wolfenbüttel zusammenführt ist die Liebe zur Heimat und zum Heimatgenossen, und mit dieser Liebe verbindet sich die Dankbarkeit gegen die Wolfenbütteler, die uns verstehen und so freundlich aufnehmen, und mit allen Deutschen, die wir herzlich bitten, unsere Sache zu ihrer Sache zu machen.“

Unter den Klängen des Liedes vom „Guten Kameraden“ wurde schließlich der Toten gedacht. Das Totengedenken hielt Helmut Lubig und der Heimatchor „Martin Heckler“ beschloss die Kundgebung mit der Nationalhymne, die aus tausend Kehlen über den Festplatz hallte.

1959 – Schlesische Trachtenträger versammeln sich zur Totenehrung am Kundgebungsplatz.
1959 – Kranzniederlegung vor dem Landeshuter Ehrenmal.

Zum wiederholten Male fand eine Ferienfreizeit für Landeshuter Kinder in Schöppenstedt statt. Vielerlei Veranstaltungen standen für die Kinder auf dem Programm und Fritz Winkler und seine Frau Hanne kümmerten sich wieder mit ganzer Hingabe um die fröhliche Rasselbande.

1959 – Landeshuter Ferienkinder mit Fritz Winkler vor dem Schloss Schliestedt.
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