11. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 5. bis 8. August 1960
In der Patenstadt Wolfenbüttel versammelten sich 5000 Landeshuter aus Stadt und Kreis. Der Freitag stand im Zeichen des „Tages der gesamtdeutschen Arbeit“. Im Hotel zum Löwen fand zu dem Thema eine ganztägige Arbeitstagung statt, an der auch die Ortsvertrauensleute des Kreises Landeshut teilnahmen. Abends gab es ein Orchester-Konzert im Lessingtheater, das unter der Leitung des früheren Landeshuter Bürgermeisters Günther Ries stand. Als Solisten traten Anny Riedel (Sopran) und Fritz Winkler (Tenor) auf.
Die Festabende am Sonnabend in Leistes Festsälen und der Gaststätte „Antoinettenruhe“ teilten sich wieder die Landsleute aus Kreis und Stadt Landeshut auf. Erstmals wurde der Plan einer Landeshuter Heimatstube in der Patenstadt Wolfenbüttel vorgetragen. Der Sprecher des Arbeitskreises Landeshut Edelhard Rock erklärte, dass die Einrichtung einer Erinnerungsstätte ein Haupt-anliegen der nächsten Jahre sein würde. Dafür sollte ein Raum im Verwaltungsneubau des Landkreises Wolfenbüttel zur Verfügung gestellt werden und beim nächsten Heimattreffen seiner Bestimmung übergeben werden. Grußworte sprachen Bürgermeister Ehrhoff, Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze und als Vertreter der beiden Kirchen Probst Karl-Heinz Oelker und Dechant Wilhelm Biewer. Besondere Beachtung fanden die Grußworte von Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer.
Die Predigten während der Festgottesdienste hielten in der St.-Trinitatiskirche der frühere Pastor Kindler aus Schömberg und in der Pfarrkirche St. Petrus predigte Pfarrer Franz Wiesner, früher Gottesberg und Landeshut. Danach fand die große Abschlusskundgebung auf dem Landeshuter Platz statt. Hauptredner war der Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien Robert Müller-Kox, Bonn.
38 Landeshuter Kinder verbrachten wieder frohe Ferientage im Schöppenstedter Jugendheim.
12. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 4. bis 7. August 1961
Am ersten Wochenende im August trafen sich wieder rund 5000 Landeshuter in ihrer Patenstadt Wolfenbüttel, darunter auch wieder viele aus der „Sowjetischen Besatzungszone“, wie damals die DDR noch genannt wurde. Der Ablauf dieser Veranstaltung entsprach weitgehend dem der vorangegangenen Jahre. Edelhard Rock begrüßte als Vorsitzender des Arbeitskreises Landeshut während des Festabends die Gäste aus nah und fern. Helmut Lubig sprach an dieser Stelle dem 1861 gegründeten MTV Landeshut zu seinem 100. Geburtstag die Glückwünsche der Festversammlung aus.
Die Predigten bei den sonntäglichen Gottesdiensten hielten Pastor Fabig und Benediktinerprior Dr. Ambrosius Rose. Erstmals fand dann am Sonntag ein Evangelischer Kirchentag im Gemeindehaus St. Marien in Wolfenbüttel unter der Federführung von Pastor Gustav Bild statt. Die Katholiken trafen sich entsprechend zu einem Kreis-Kirchentag mit Pater Dr. Ambrosius Rose aus Wimpfen im Hotel Kronprinz.
Eine eindrucksvolle Demonstration stellte dann die Abschlusskundgebung auf dem Landeshuter Platz dar. Edelhard Rock begrüßte unter den Gästen auch Bürgermeister Wilhelm Öhlmann, der einige Worte an die „Patenkinder“ von Stadt und Kreis Landeshut richtete. Hauptredner war wie im Jahr zuvor der Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien Robert Müller-Kox aus Bonn. Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze legte zusammen mit dem Präsidenten des Niedersächsischen Verwaltungsbezirkes Braunschweig Dr. Friedrich A. Knost zum Totengedenken einen Kranz am Ehrenmal der Landeshuter nieder.
Das jährlich wiederkehrende Patengeschenk des Landkreises Wolfenbüttel an die Landeshuter Heimatvertriebenen wurde von 38 Landeshuter und Berliner Kindern in Form einer dreiwöchigen Freizeit im Schöppenstedter Jugendheim gern angenommen. Die Leitung lag in den Händen des Leiters des Kreisjugendringes Walter Scholz aus Bad Harzburg.
13. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 3. bis 6. August 1962
Über 5000 Landeshuter aus allen Teilen des Landes fanden wieder ihren Weg nach Wolfenbüttel. Ein besonderer Akzent dieses Bundestreffens war das Mitwirken der schlesischen Volkstrachtengruppe aus Berlin, durch deren Anwesenheit fühlbar wurde, dass diesesmal gar keine Landeshuter aus der DDR – im damaligen Sprachgebrauch als „sowjetisch besetzte Zone“ bezeichnet – mit ihren im Westen lebenden Landsleuten feiern konnten, wie das in den vergangenen Jahren wenigstens vereinzelt noch der Fall gewesen war. Erfreulich hingegen war die Tatsache, dass die vielen Wolfenbütteler, die sich am Sonntagmorgen zur Kundgebung auf dem Landeshuter Platz einfanden, mit dazu beitrugen, dass das Bekenntnis zur Wiedervereinigung Deutschlands und zum Recht auf Heimat in diesem Jahr noch stärker war als in früheren.
Zahlreich waren die erschienenen Repräsentanten von Landes-, Stadt- und Kreisbehörden. Zu nennen sind der Bundessprecher der Landsmannschaft Schlesien und niedersächsischen Vertriebenenminister Erich Schellhaus, der Präsident des niedersächsischen Verwaltungsbezirks Braunschweig Dr. Friedrich A. Knost, Bürgermeister Wilhelm Öhlmann, Stadtdirektor Wolfgang Wessel, Landrat Ernst Kunkel und Oberkreisdirektor Biermann.
An den Festabenden am Sonnabend gab es wieder ein reichhaltiges kulturelles Programm mit Liedvorträgen und kurzen Darbietungen in schlesischer Mundart, mit Tanzdarbietungen. Und wie in den vergangenen Jahren erklang wieder die Tenorstimme von Fritz Winkler, der aus seinem reichhaltigen Repertoire von Heimatliedern schöpfen konnte und damit schnell die Herzen der Landeshuter und ihrer Wolfenbütteler Freunde gewann. Edelhard Rock, der Sprecher der Landeshuter, erklärte, dass jetzt nach 13 Jahren das Band zwischen den Landeshutern, ihrer Patenstadt und ihrem Patenkreis Wolfenbüttel fester denn je geworden sei und überreichte Landrat Ernst Kunkel einen versiegelten silbernen Pokal mit Landeshuter „Heimaterde“. Der Landrat versicherte, diese Erde und die Menschen, die auf dieser Erde geboren wurden, zu behüten und ihnen in Wolfenbüttel eine wirkliche zweite Heimat zu geben.
Nach der Kranzniederlegung am Ehrenmal durch die Vertreter der Verwaltung und des Arbeitskreises Landeshut hielt Minister Erich Schellhaus, Hannover, die Festansprache, in der er ausdrücklich, unter dem Beifall der Tausenden, den Rechtsanspruch auf die deutschen Ostgebiete bekräftigte.
14. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 2. bis 5. August 1963
Einige tausend Landeshuter Gäste hatten sich bei strahlendem Sommerwetter wieder in der Patenstadt Wolfenbüttel eingefunden. Am Freitag begann das Treffen mit einem festlichen Eröffnungsabend im großen Saal von „Antoinettenruhe“. Edelhard Rock begrüßte unter den Gästen Bürgermeister Wilhelm Öhlmann, Oberkreisdirektor Biermann, sowie den Geschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien Robert Müller-Kox. Die Künstler erfreuten die Anwesenden mit heimatlichen Klängen, aber auch mit Operettenmelodien. Fritz Winkler (Tenor) und Helga Hüsing (Sopran), sowie der Heimatchor „Martin Heckler“ sorgten für ein abwechslungsreiches Programm.
Am Sonntag fanden wieder die beiden Gottesdienste statt. In der St. Marienkirche traf sich die evangelische Gemeinde zum Gottesdienst. Die Predigt hielt Pastor Lothar Schmidt, früher Haselbach. Die Katholiken versammelten sich zeitgleich in der Pfarrkirche St. Petrus.
In diesem Jahr fand die große Kundgebung auf dem Stadtmarkt von Wolfenbüttel statt. Die Fachwerkfront des Rathauses war festlich geschmückt. Vor der Tribüne am Eingang des Rathauses standen die von Kupferschmiede-meister Peine hergestellten Wetterfahnen, eine zeigt das Wappen von Landeshut, die andere das von Wolfenbüttel. An der Feierstunde nahmen auch der Präsident des niedersächsischen Verwaltungsbezirks Braunschweig, Dr. Friedrich A. Knost, Landrat Ernst Kunkel, Oberkreisdirektor Biermann und Bürgermeister Wilhelm Öhlmann teil. Helmut Lubig hielt eine eindrucksvolle Totenehrung. Bürgermeister Öhlmann erklärte in seiner Ansprache, dass die neue Wetterfahne mit dem Wappen der Stadt Landeshut ein Zeichen der Verbundenheit mit den Patenkindern aus der Stadt und dem Kreis Landeshut darstelle.
Edelhard Rock übergab dann Dokumente und Fotokopien von Urkunden über die Patenschaft an Meister Peine, der sie sorgsam in die metallne Kapsel der Wetter-fahne einfügen wird.
Parallel zum Heimatreffen hielten auch in diesem Jahre die Ortsvertrauensmänner eine Arbeitstagung ab. Außerdem fand wieder eine Kinderferienfreizeit mit fast 40 Landeshuter und einheimischen Kindern im Jugendheim Schöppenstedt statt.
15. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 4. bis 7. September 1964
Mehr als 4000 Besucher aus Stadt und Kreis Landeshut besuchten zum diesjährigen Treffen ihre Patenstadt Wolfenbüttel. Wieder war die Stadt festlich geschmückt, überall wehten Fahnen in den Farben Wolfenbüttels und Niedersachsens und in den Farben Landeshuts und Schlesiens. Der Eröffnungsabend in Leistes Festsälen wurde musikalisch gestaltet von Fritz Winkler mit einer reichen Folge von Heimatliedern und von Helga Hüsing sowie dem Heimatchor „Martin Heckler“. Edelhard Rock, der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, eröffnete mit seiner Begrüßung das 15. Landeshuter Heimattreffen. Vertreter der Stadt und des Kreises Wolfenbüttel zählten zu den Gästen und brachten in ihren Grußworten die enge Verbundenheit zwischen Wolfenbüttel und Landeshut zum Ausdruck. Danach wurden Ehrungen für Helmut Lubig, Fritz Winkler, Gustav Richter und Fritz Tannhäuser durchgeführt.
Am Sonnabend fanden wieder in vielen Lokalen der Stadt Treffen der einzelnen Orte des Kreises Landeshut statt. Außerdem versammelten sich die Vertreter der Feuerwehren, der Jäger und Schützen und der ehemaligen Schüler der Mittelschulen und der Landeshuter Oberschule zu ihren Veranstaltungen. Besonderes Augenmerk richtete sich auf die Arbeitstagung der Heimatortsvertrauensmänner. Hier wurde Edelhard Rock wieder einstimmig in seinem Amt als Vorsitzender des Arbeitskreises Landeshut bestätigt.
Wie schon in den vergangenen Jahren fanden abends wieder zwei parallele „Schlesische Abende“ in Leistes Festsälen und im Festzelt bei „Antoinettenruhe“ statt. Freie Plätze suchte man vergebens.
Der Sonntagvormittag stand im Zeichen der Gottesdienste. Der evangelische Gottesdienst in St. Marien war sehr gut besucht. Die Predigt hielt der Wolfenbütteler Probst Karl-Heinz Oelker, der sich der Sache der Heimatvertriebenen sehr verbunden fühlt, was er auch in seiner Predigt zum Ausdruck brachte. Die Predigt im katholischen Festgottesdienst hielt Pfarrer Rudolf Schmidt aus Liebau , der jetzt in Salzgitter-Lebenstedt einen neuen Wirkungskreis gefunden hat.
Lange vor Beginn der Kundgebung versammelten sich die Landeshuter und andere Schlesier, sowie viele Wolfenbütteler auf dem Landeshuter Platz.
Edelhard Rock begrüßte alle Anwesenden. Als Vertreter der Stadt und des Kreises waren Bürgermeister Wilhelm Öhlmann und Stadtdirektor Wolfgang Wessel erschienen, ebenso wie Vertreter beider Konfessionen. Während die Glocken des Marienmünsters von Grüssau und der Pfarrkirche von Liebau vom Tonband erklangen und die Kapelle das Lied vom guten Kameraden spielte, nahm Helmut Lubig die Totenehrung vor.
Die anschließende Festansprache wurde von Dr. Eckart von Wallenberg, Mitglied der Schlesischen Landesversammlung, ge-halten. Er erklärte, dass in der „Charta der Vertriebenen“ ausdrücklich auf den Friedenswillen der Vertriebenen hin-gewiesen wird. Neue Vertreibungen der Polen würde es keinesfalls geben, aber dies bedeute nicht, dass nicht weiterhin das Selbstbestimmungsrecht des deutschen Volkes gefordert würde. „Die Oder-Neiße-Grenze ist keine Staatsgrenze!“, rief Dr. von Wallenberg leidenschaftlich in die Menge und bekam starken zustimmenden Beifall. Die Kundgebung endete mit der dritten Strophe des Deutschlandliedes.
Im Jahre 1965 gab es kein Landeshuter Treffen in Wolfenbüttel, da die Landeshuter in diesem Jahr am großen Schlesiertreffen in Hannover teilnahmen.
19 Landeshuter Ferienkinder verbrachten im Jugendheim Winnigstedt eine 20tägige Erholungszeit. Die gute Küche von Frau Schildhauer, die für das leibliche Wohl sorgte, konnte den Appetit der jungen Schützlinge voll zufriedenstellen. Langeweile gab es während des dreiwöchigen Ferienaufenthalts nie. Der als Betreuer eingesetzte Pädagoge Burghardt wusste die Kinder jederzeit sinnvoll zu beschäftigen. Ausflüge in die Umgebung, zum Schwimmen nach Schöppenstedt und vor allem die ganztägige Abschlussfahrt in den Harz rundeten das Programm ab.
16. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 2. bis 5. September 1966
Wolfenbüttel, die Patenstadt der Landeshuter, hatte zum Heimattreffen wieder ein Festkleid angelegt. Vor dem Landratsamt wehten die Fahnen im Winde, die schwarz-rot-goldenen Farben der Bundesrepublik, die blau-gelbe Fahne mit dem Wappen des Landkreises Wolfenbüttel und die grün-weiße Fahne mit dem Wappenadler des Kreises Landeshut. Der Marktplatz war ebenfalls festlich gestaltet mit seinen Fahnen für Niedersachsen, Schlesien, der beiden Städte Wolfenbüttel und Landeshut. Rund 4000 Landeshuter aus Stadt und Kreis erwartete die Patenstadt.
Mit einem schlesischen Heimatabend im großen Saal von „Antoinettenruhe“ begann das Heimattreffen. Der langjährige Sprecher der Landeshuter, Edelhard Rock, MdB, begrüßte die vielen Gäste, darunter auch Vertreter der Stadt und des Landkreises Wolfenbüttel und erklärte, dass trotz der vielen Jahre, die seit der Vertreibung vergangen waren, die Landeshuter eine Gemeinschaft geblieben seien. Nach dem Auftritt des „Martin-Heckler-Chores“ überbrachte Oberbaurat Tamme die Grüße der Stadt- und Kreisverwaltung von Wolfenbüttel. Danach trug der „singende Schmied“ Fritz Winkler wieder einige seine beliebten schlesischen Heimatmelodien vor und erntete dafür starken Beifall der Anwesenden.
Der Sonnabend stand wieder im Zeichen der Arbeitstagung der Ortsvertrauensmänner aus Stadt und Kreis Landeshut. Die Schar der anwesenden Mitarbeiter, die der Sprecher der Landeshuter, Edelhard Rock begrüßen konnte, war nicht allzu groß. Viele hatten abgesagt und nach dem Verlesen von eingegangenen Grußtelegrammen gedachte Rock der vielen verstorbenen Landsleute, unter ihnen der weithin bekannte und verehrte Landrat Dr. Otto Fiebrantz, Fritz Tannhäuser und Max Hoheit, der sich um das Turnwesen in der Heimatstadt verdient gemacht hatte. Danach dankte Rock Helmut Lubig, dem Betreuer des Landrat-Dr.-Fiebrantz-Hilfswerkes für seine verdienstvolle Arbeit. Und schließlich bemängelte er die nur zaghafte Mitarbeit der Jugendlichen und gab dem Wunsch Ausdruck, sie durch Gespräche für die Sache der Heimat zu gewinnen.
In den Abendstunden drängten sich viele Landeshuter in den Räumen von „Antoinettenruhe“. Der große Saal war schließlich bis auf den letzten Platz besetzt. Der Star des Abends war einmal mehr Fritz Winkler, der „singende Schmied“, mit seiner gewaltigen Stimme.
Mit den obligatorischen Festgottesdiensten begann der Sonntag. In der St.-Petri-Pfarrkiche versammelten sich die katholischen Heimatfreunde aus Stadt und Kreis Landeshut. Pfarrer Rudolf Schmidt, jetzt in Salzgitter-Lebenstedt tätig, leitete den Gottesdienst. Zu Beginn wurde eine Reliquie der Heiligen Hedwig, der Schutzpatronin Schlesiens, in das Gotteshaus getragen. Sie wurde von Pfarrer Wiesner, früher Kaplan in Landeshut, zur Verfügung gestellt.
Der evangelische Gottesdienst fand erstmalig in der renovierten St.-Trinitatiskirche statt. Probst Karl-Heinz Oelker, der sich der Sache der Vertriebenen seit je auf das engste verbunden fühlt, wog jedes seiner Worte, das er in seiner Predigt sprach, genau ab. Er ging kritisch auf die Denkschrift des Rates der evangelischen Kirche Deutschlands ein, durch die sich viele Vertriebene von ihrer Kirche verlassen fühlten. „Ihr habt den größten Schmerz erduldet, den man ertragen kann“, sagte Probst Oelker zu der Festgemeinde und führte weiter aus, dass die Vertriebenen die Aufgabe hätten, mit dafür zu sorgen, dass nirgends auf der Welt Vertreibung als Mittel der Politik angewandt werde.
Unter den Ehrengästen auf der anschließenden Kundgebung auf dem Landeshuter Platz begrüßte Edelhard Rock Landrat Ernst Kunkel, Bürgermeister Ernst August Schütze, Oberkreisdirektor Biermann, Staatssekretär Dr. Heinz Morgenstern, den Beauftragten des Landesbischofs für die Vertriebenenbetreuung, Oberkirchenrat Quast, sowie Dechant Wilhelm Biewer und Probst Karl-Heinz Oelker als Vertreter der örtlichen Geistlichkeit beider Konfessionen. Außerdem waren der Landtagsabgeordnete Helmut Kostorz, gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien, und Dr. h. c. Wenzel Jaksch, MdB und Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV), erschienen.
Dr. Jaksch hielt nach der Totenehrung die Festansprache. Er erinnerte u. a. an die großen Kulturleistungen des deutschen Volkes im Osten und wies zurecht darauf hin, dass dieses Volk jede Beziehung zu seiner Geschichte verliert, wenn ein Jahrtausend deutscher Kulturleistung in Ost-deutschland missachtet oder ignoriert würde.
Einem Wunsch gab Edelhard Rock noch Ausdruck, dass die Heimatstube, die schon lange geplant sei, vielleicht in den nächsten zwei Jahren eingerichtet werde, damit die Landeshuter sie beim nächsten Treffen aufsuchen könnten.
Nun schon zum 15. Mal fand die Kinderfreizeit für Landeshuter und Berliner Ferienkinder im Rahmen der Patenschaft Landeshut-Wolfenbüttel statt. In diesem Jahr traf sich eine Gruppe von 36 Kindern im Falkenheim in Groß Denkte in der Asse. Vergessen werden sie sicher nicht den Abschiedsabend, denn da konnten sie sich noch einmal richtig austoben, Theater spielen, am Lagerfeuer sitzen und Geschichten erzählen. Das schönste Erlebnis aber war die ausgedehnte Rundfahrt durch den Harz.
17. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 7. bis 10. Juni 1968
Das 17. Landeshuter Treffen, an dem über 2000 Landeshuter aus nah und fern teilnahmen, zeigte mit schmerzlicher Gewissheit auf, dass viele der alten treuen Mitstreiter inzwischen mit der Sehnsucht nach der schlesischen Heimat verstorben sind. Hier sind besonders Gustav Richter, der einstige Redakteur des „Landeshuter Tageblattes“ und Pastor Friedrich Forell, der fern der schlesischen Heimat in den USA verstarb, zu erwähnen.
Das Heimattreffen wurde wie immer am Freitagabend im großen Saal von „Antoinettenruhe“ von Edelhard Rock, dem Sprecher der Landeshuter, eröffnet. Rock nahm u. a. Stellung zu einem Flugblatt, das wenige Stunden vor Eröffnung des Landeshuter Heimattreffens von Jugendlichen verteilt worden war und in welchem die Landeshuter aufgefordert wurden, sich von ihren Funktionären nicht missbrauchen zu lassen. Wörtlich erklärte er dazu: „Wir Vertriebenen haben niemanden in unserem Vaterlande missbraucht. Wir haben uns nach Flucht und Vertreibung sofort in die Arbeit eingeschaltet, von vorn beginnend aufgebaut und so entscheidend zum Wiederaufbau der Bundesrepublik Deutschland beigetragen.“ Rock gab der Hoffnung Ausdruck, dass sich die Jugend auf Grund der Leistungen der älteren Generation darauf besinnen möge, dass ein freies Vaterland verdient und täglich neu erarbeitet werden muss. Danach folgten Grußworte von Vertretern der Stadt und des Kreises Wolfenbüttel. Der schlesische Heimatabend wurde dann im Wesentlichen von dem aus Landeshut stammenden Tenor Fritz Winkler und dem Heimatchor „Martin Heckler“ gestaltet.
Am Nachmittag des Sonnabends begrüßte Edelhard Rock die Heimatortsvertrauensleute in der Gaststätte „Antoinettenruhe“ zu ihrer turnusmäßigen Arbeitssitzung. Besonders freuten sich die Anwesenden über die Teilnahme des 90-jährigen früheren Lektors der Landeshuter Gnadenkirche Walter Fuchs, dem der Heimatkreis Landeshut für seine Verdienste 1957 die Ehrenbürgerschaft verliehen hatte. Nachdem viele wichtige Themen, wie die Auswirkungen der 19. und 20. Novelle des Lastenausgleichsgesetzes, besprochen worden waren, nahm Heimatfreund Fuchs als Ältester der Heimatortsvertrauensmänner die Wahl zum Vorsitzenden des Landeshuter Arbeitskreises vor. Hierbei wurde Edelhard Rock einstimmig für zwei weitere Jahre gewählt. Als seine Mitstreiter wurden Franz Hrabowsky, Felix Jäckel, Helmut Lubig, Erich Geßler und Heinz Kulke benannt.
Der Festabend im „Antoinettenruhe“ war ausgezeichnet besucht. Eine Tanzkapelle sorgte für gute Stimmung. Es wurde viel getanzt und gelacht, viel erzählt und gesungen. Zum Gelingen trug ganz wesentlich wieder Fritz Winkler, der singende Schmied aus Landeshut mit seinen unnachahmlich vorgetragenen Liedern aus dem Land der Operette und natürlich vor allem aus der schlesischen Heimat bei.
Viele evangelische Landeshuter aus Stadt und Kreis trafen sich am Sonntag in der St.-Trinitatis-Kirche. Am Eingang wurde ein Blatt mit einem Grußwort des Probstes Karl-Heinz Oelker verteilt. Die Predigt von Pfarrer Günter Neumann aus Salzgitter-Bad, aus Breslau stammend, gipfelte in dem Wort: „Gott leidet mit Euch mit!“ Hiermit ließ Pfarrer Neumann die zuhörenden Landeshuter erkennen, dass er sich zu der großen Not und dem Leid seiner Landsleute bekenne.
In der Pfarrkirche St. Petrus versammelten sich die katholischen Landeshuter zu ihrem Festgottesdienst. Der frühere Stadtpfarrer Bernhard Görlich ließ ein Grußwort an seine treue Gemeinde übermitteln, in dem er seine Verbundenheit mit seiner alten Heimatgemeinde zum Ausdruck brachte. In Vertretung des erkrankten Pfarrers Schmidt, Salzgitter-Lebenstedt, früher Liebau, hielt Pater Rektor Jägers aus Salzgitter-Thiede die Predigt, in der er seine Gemeinde im Geiste zurück in das Seitenschiff der altehrwürdigen Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul in Landeshut führte.
Das Heimattreffen wurde mit der Kundgebung und der Totenehrung am Landeshuter Platz beschlossen. Edelhard Rock begrüßte die vielen Kundgebungsteilnehmer und Ehrengäste und hob hervor, wie eng die Patenschaft zwischen Wolfenbüttel und Landeshut über die Jahre geworden sei. Dies bestätigte auch der zweite stellvertretende Landrat Hellmut Bosse MdL in seinem Grußwort und erklärte mit verständnisvollen Worten, dass solche Heimattreffen notwendig seien, um den Zusammenhalt der in der Zerstreuung lebenden Vertriebenen zu wahren. In ähnlicher Weise äußerte sich der Bürgermeister der Stadt Wolfenbüttel Fritz Ehrhoff. Die anschließende Totenehrung nahm Helmut Lubig vor. Während des Totengedenkens wurden von Vertretern der Stadt und des Kreises und des Sprechers der Landeshuter in Begleitung von Schlesierinnen in der Tracht der Heimat Kränze am Ehrenmal der Vertriebenen niedergelegt.
In seiner abschließenden Ansprache beschwor Edelhard Rock eindringlich, dass sich die Vertriebenen trotz ihres erlittenen Schicksals der Vertreibung und der zwangsweisen Entwurzelung für den Frieden einsetzten und ein vereintes Europa anstrebten. Einige Jugendliche versuchten, die Kundgebung mit lauten und z. T. höhnischen Zwischenrufen zu stören, doch der Redner ließ sich in seinem Bemühen nicht ablenken. Mit der dritten Strophe des Deutschlandliedes bekundeten die anwesenden vertriebenen Landeshuter lautstark ihr Bekenntnis zu „Einigkeit und Recht und Freiheit“.