27. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 31. August bis 2. September 1990
Rund 1300 Teilnehmer trafen sich unter dem Leitwort „Schlesien ist auch Europa“ am 1./2. September zum 27. Kreisheimattreffen der Landeshuter in ihrer Patenstadt Wolfenbüttel. Bereits am 31. August trafen sich 70 ehemalige Schüler-innen und Schüler der ehemaligen Oberschulen von Landeshut und Liebau im Hotel „Kronprinz“, wo ihnen u.a. Kreiskulturwart Stud.Rat. i.R. Nikolaus Scholz, Wolfenbüttel, einen Diavortrag über „Hermann Stehr – Kindheit, Jugend und sein Vermächtnis in Habelschwerdt“ darbot. Danach saßen die Ehemaligen noch lange beisammen und tauschten Erinnerungen aus.
Am Sonnabendnachmittag gab es in der Lindenhalle Gelegenheit zu ersten Begegnungen. Die Mitglieder der heimatlichen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, sowie der Filialgemeinden trafen sich im Studio der Lindenhalle. Die Geschwister Rauer, Hannover, informierten in einem Lichtbildvortrag über eine neuntägige Reise ihrer Pfarrgemeinde St. Elisabeth zu Kirchen und Wallfahrtsorten in Schlesien.
Zur offiziellen Eröffnung des Heimattreffens begrüßte der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, in der mit Fahnen geschmückten Lindenhalle neben Landeshutern von nah und fern auch Repräsentanten von Stadt und Landkreis Wolfenbüttel, politischen Parteien und des BdV-Kreisverbandes. Mit Genugtuung stellte er fest, dass sich die Landeshuter mit ihrer Patenstadt Wolfenbüttel seit 1950 eng verbunden fühlen, wofür er seinen Dank aussprach.
Grußworte von Rat und Verwaltung der Stadt Wolfenbüttel überbrachte die stellvertretende Bürgermeisterin Ruth von Löbbecke. Die Vertriebenen, so von Löbbecke, hätten in ihrer Patenstadt eine neue Stätte der Heimat gefunden. Die Zeichen der Verbundenheit seien u.a. an der Wetterfahne auf dem Rathaus und in der Einrichtung der Heimatstube zu erkennen.
Der Bundestagsabgeordnete Wilhelm Schmidt wünschte den Landeshutern für ihr Treffen einen guten Verlauf und dass sich die Hoffnung erfüllen möge, dass es in einem freien, geeinten Europa ein Schlesien ohne Grenzen geben möge. Als Vorsitzender der Schlesischen Landsmannschaft in Niedersachsen überbrachte Helmut Sauer MdB auch die Grüße des BdV-Bundesvorstandes. Erfreut über die Heimatverbundenheit der Landeshuter, die keine Entfernungen scheuten, deutete er ihre Treue als eine innere Einstellung zum Glauben. In seiner Forderung nach Selbstbestimmung, auch für Schlesien, sagte er, man könne das Recht auf Freiheit nicht unterdrücken. Für Polen und Deutsche müssten im vereinten Europa gleiche Rechte gelten.
Grüße und Wünsche vom Landkreis und seiner Verwaltung überbrachte schließlich Landrat Ernst-Henning Jahn. In seinen Ausführungen ging er auf das „Wunder der Grenzöffnung“ ein. Der weitere Weg weise nach vorn, und es sei erforderlich, dass wir nach der Wiedervereinigung noch näher zusammenrücken, um alle anstehenden Probleme gemeinsam zu bewältigen.
Der nun folgende Festabend mit Musik und Tanz wurde von der Sing- und Trachtengemeinschaft „Rübezahl“ aus Nienburg unter der Leitung von Christian Wagner mit Volks- und Heimatliedern, sowie lustigen Vorträgen des Trachtenschulzen Bruno Bürgel bestritten. Das „Trio Ludwig“, Wolfenbüttel, spielte anschließend zum Tanz auf.
Festgottesdienste beider Konfessionen leiteten den Sonntag ein. In der katholischen Pfarrkirche St. Petrus feierte Pater Paradino aus Rom das Hochamt und Dechant Fidelis Oppermann hielt die Predigt. In der evangelischen St.-Trinitatis-Kirche erfreute die Gottesdienstbesucher die vertraute schlesische Liturgie. Die Predigt hielt der Leiter der evangelischen Tagungsstätte „Hessenkopf“ in Goslar, Pastor Johannes Lissel, früher Breslau. Assistiert wurde ihm von Pfarrer Ryszard Bogusz, der der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen angehört und seit 15 Jahren an der Breslauer Hofkirche amtiert.
Bei der Heimatkundgebung auf dem Landeshuter Platz begrüßte der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, zunächst die Ehrengäste. Nach dem Verlesen eines Grußtelegramms des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien, Herbert Hupka, gedachte der Landrat des Kreises Wolfenbüttel, Ernst-Henning Jahn, des langjährigen Vorsitzenden des Arbeitskreises Landeshut, Edelhard Rock, der die Landeshuter Heimatfreunde unmittelbar nach den Krieg zu einer festen Gemeinschaft einte. Ferner betonte er, dass die bevorstehende Einheit des Landes als lang ersehntes Ziel auch die Treue der Vertriebenen zu ihrer Heimat belohne. Doch noch ständen uns schwere Aufgaben bevor, zum Beispiel unseren Landsleute in der Noch-DDR beim Aufbau ihrer Existenz zu helfen. Das gemeinsame Ziel würde dann einem freien und vereinten Europa gelten.
Nach den Grußworten des BdV-Kreisvorsitzenden Otto Kunath fand die Totenehrung statt. Unter dem feierlichen Geläut der Glocken des heimatlichen Klosters Grüssau fand der Kulturwart des BdV Stud. Rat. i.R. Nikolaus Scholz, Wolfenbüttel, ehrende Worte des Gedenkens, während die Repräsentanten von Stadt und Kreis Wolfenbüttel Kränze am Denkmal der Landeshuter niederlegten.
Die sich anschließende Festansprache hielt der stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Rudi Pawelka. Das Thema lautete: „Das Selbstbestimmungsrecht, die Einheit Deutschlands und die Berücksichtigung der Anliegen der Ostdeutschen“. Musikalisch wurde die Veranstaltung von der Kapelle „Zam Jürges“ umrahmt. Mit der gemeinsam gesungenen Nationalhymne endete die Feierstunde auf dem Landeshuter Platz.
Im Anschluss fand ein heimatlicher Nachmittag in der Lindenhalle statt, den zahlreiche Landeshuter aus Stadt und Kreis nutzten, um Freunde, ehemalige Nachbarn und Verwandte zu treffen und Erinnerungen auszutauschen. Karl Vogt, der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, hieß alle anwesenden Gäste willkommen und auch die Repräsentanten aus Stadt und Kreis Wolfenbüttel sprachen Worte der Begrüßung.
Die Trachtengruppe „Kokeltaler“ aus Wolfsburg unter der Leitung von Rudolf Faff führte Volkstänze aus ihrer Heimat Siebenbürgen vor und erntete dafür großen Beifall. Für die musikalische Unterhaltung sorgte das Wolfenbütteler „Trio Ludwig“. Bis in den Abend hinein dauerte die Veranstaltung, ehe sich insbesondere die auswärtigen Gäste verabschiedeten.
28. Landeshuter Kreisheimattreffen vom 14. bis 16. August 1992
Bei strahlendem Sommerwetter begann mit dem Treffen der ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Schulen von Landeshut und Liebau das Landeshuter Kreisheimattreffen, an dem im Laufe des Wochenendes knapp 1200 Landeshuter aus Stadt und Kreis teilnahmen. Am Freitagnachmittag be-grüßte Hans Münzer, Lehrer i. R., im Gesellschaftsraum der Lindenhalle 70 Anwesende und bald war man in rege Gespräche vertieft. Alte Erinnerungen aus der Schulzeit wurden erzählt, aber auch aktuelle Geschehnisse machten die Runde.
In der Zwischenzeit erwartete Karl Vogt, der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, in Dorstadt einen polnischen Bus mit einer 20köpfigen Reisegruppe Deutscher, die in der alten Heimat Landeshut geblieben waren. Etwas verspätet trafen die Fahrgäste schließlich ein und nach einer herzlichen Begrüßung wurden erst einmal die Quartiere bezogen. Zum Abendessen versammelte man sich dann an einem festlich gedeckten Abendbrottisch. Margarete Gotowt, die Leiterin der Gruppe, bedankte sich im Namen aller für die Einladung und als dann auch Pfarrer Wolfgang Gottstein eingetroffen war, stärkte man sich erst einmal. Dann ging man zum gemütlichen Teil über, es wurde gesungen und bis nach Mitternacht gemütlich geplauscht.
Am Sonnabendvormittag stand für die Besuchergruppe aus Landeshut eine zweieinhalbstündige Stadtbesichtigung auf dem Programm. Ausgangs-punkt war das Schloss. Die Stadtführerin erläuterte dessen Geschichte und auch einen Blick in die Landeshuter Heimatstube konnten die Besucher werfen. Es folgte ein kurzer Besuch der Herzog-August-Bibliothek und des Zeughauses. Die Besichtigung führte über Klein-Venedig zum Stadtmarkt und schloss mit einer Führung durch die Hauptkirche Beatae Mariae Virginis. Das wohl verdiente Mittagessen wurde dann im „Bayrischen Hof“ eingenommen.
Am Nachmittag sammelten sich die Heimatfreunde in der Lindenhalle und belegten an den mit Ortschaftsschildern gekennzeichneten Tischen ihre Plätze. Parallel dazu fand im Studio der Lindenhalle ein Treffen der katholischen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, einschließlich der Filialgemeinden statt. Dort hielt Pfarrer Wolfgang Gottstein einen Dia-Vortrag über die „Historische Heimkehr des 1945 verstorbenen Kardinals Adolf Bertram“. Die Überführung des Kardinals in den Dom zu Breslau im November 1991 wurde erst durch die deutsch-polnischen Verträge möglich. An dieser ehrwürdigen Beisetzungsfeier nahmen hohe deutsche und polnische Würdenträger teil und erwiesen dem Kardinal die letzte Ehre.
Kurz nach 19.00 Uhr hatte sich der große Saal der Lindenhalle fast bis zum letzten Platz gefüllt und der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, trat ans Rednerpult und eröffnete das 28. Landeshuter Kreisheimattreffen ganz offiziell. Er begrüßte die aus allen Teilen des Landes angereisten Heimatfreunde herzlich und hieß die Ehrengäste willkommen. Unter ihnen waren der Landrat des Kreis Wolfenbüttel Ernst-Henning Jahn, der Kreisvorsitzenden des Bundes der Vertriebenen Otto Kunath und der BdV-Kreisgeschäftsführer Karl Tann. Mit besonderer Freude aber begrüßte Vogt die 20 aus Landeshut angereisten Deutschen. Dankesworte adressierte Karl Vogt schließlich an Stadt und Kreis Wolfenbüttel für die nunmehr 40jährige Patenschaft und die vielfältigen Unterstützungen, etwa die jahrelang durchgeführten Kinderferienfreizeiten, die Errichtung des Ehrenmals, die Einrichtung der Landeshuter Heimatstube und die finanziellen Zuwendungen für das Landrat-Dr.-Fiebrantz-Hilfswerk.
Die Grüße und guten Wünsche des Landkreises Wolfenbüttel überbrachte Landrat Ernst-Henning Jahn. Er wies in seiner Ansprache darauf hin, dass die Erinnerung das einzige Paradies sei, aus dem man nicht vertrieben werden könne. Erinnerung überstrahle erduldete Not und Elend, das viele Nicht-betroffene kaum annähernd nachempfinden könnten. Dass die Vertriebenen – Wolfenbüttel nahm damals 48.000 von ihnen in Stadt und Kreisgebiet auf – nicht resignierten, sondern am Aufbau eines neuen Staatswesens unermüdlich mitwirkten und dabei auch ihren Glauben an die Wiedervereinigung nicht verloren, habe seinerzeit zur Übernahme der Patenschaft für Landeshut geführt, betonte der Landrat.
Anschließend erfreute die „Sing- und Spielgruppe Thune“ des Glatzer Gebirgsvereins unter der Leitung von Walter Baron mit heimatlichen Weisen und Gedichten, die von den Zuhörern sehr beifällig aufgenommen wurden. Das „Trio Ludwig“, Wolfenbüttel, spielte dann zum Tanz auf, doch diente die Musik meist der Untermalung zahlreicher Gespräche an den gut besetzten Tischen. Noch lange saß man an diesem Abend beisammen.
Der Sonntagmorgen war wie immer den Gottesdiensten vorbehalten. Der evangelische Heimatgottesdienst in der altpreußischen Liturgie wurde von Pastor Dietrich Goldbach von der Landesarbeitsgemeinschaft ev. Schlesier, Hannover-Braunschweig, in der St.-Trinitatis-Kirche gehalten. Unter den Besuchern waren ehemalige Konfirmanden der Geburtsjahrgänge 1927/28, die ihre Goldene Konfirmation feierten. In seiner Predigt erinnerte Pastor Goldbach an die damalige Konfirmation. Er unterstrich, dass die Konfirmanden früher mit viel Mühe den Kleinen Katechismus auswendig zu lernen hatten und viel Wert auf die Beherrschung der Zehn Gebote gelegt wurde, was heutzutage zunehmend vernachlässigt werde. Den katholischen Festgottesdienst in der St.-Petrus-Kirche zelebrierten Pfarrer Wolfgang Gottstein und Dechant Fidelius Oppermann, Wolfenbüttel.
Nach den Gottesdiensten füllte sich der Landeshuter Platz mehr und mehr zur Heimatkundgebung. Die Bundesflagge, sowie die Fahnen der Patenstadt und des Patenkreises Wolfenbüttel und von Landeshut waren gehisst und am Mahnmal brannten die Feuer zum Gedenken an die Toten. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, begrüßte bei der Kundgebung einige hundert Gäste, insbesondere Bürgermeister Heinz Dieter Eßmann und den stellvertretenden Stadtdirektor Dr. Gerhard Bauer, Landrat Ernst-Henning Jahn, die Bundestagsabgeordneten Helmut Sauer (CDU) und Wilhelm Schmidt (SPD) sowie den BdV-Kreisvorsitzenden Otto Kunath.
Die Gedenkworte zur Totenehrung sprach dann BdV-Kreisgeschäftsführer Karl Tann und unter dem Glockengeläut von Kloster Grüssau und dem „Lied vom guten Kameraden“ schritten Vertreter von Stadt und Kreis Wolfenbüttel, die anwesenden Ehrengäste und der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut in Begleitung des Ehepaares Herbert und Ingrid Bettermann in schlesischer Tracht zum Mahnmal, um Kränze und Gebinde niederzulegen.
In Anschluss verlas Karl Vogt ein Grußwort des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien, Dr. Herbert Hupka.
Es folgten die Grußworte von Bürgermeister Heinz Dieter Eßmann. Er ging anlässlich der 40 Jahre bestehenden Patenschaft auf deren Bedeutung ein.
Als Landesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien in Niedersachsen dankte Helmut Sauer allen, die nach dem Zweiten Weltkrieg Landeshuter aufgenommen hatten. Sauer brachte auch ein wertvolles Geschenk mit, zwei Millionen Mark für die Renovierung der Klosterkirche in Grüssau, was mit starkem Beifall aufgenommen wurde.
Nach einigen weiteren Grußworten wurde aus Anlass des Patenschaftsjubiläums in unmittelbarer Nähe des Mahnmals eine junge Eiche gepflanzt. Landrat Jahn, Bürgermeister Eßmann, die Bundestagsabgeordneten Sauer und Schmidt und Karl Vogt nahmen unter Anleitung eines Fachmannes des Stadtgartenamtes die Zeremonie vor und wünschten, dass die Eiche wachse, blühe und gedeihe.
„Für Recht und geschichtliche Wahrheit“ lautete das Thema der Festansprache, die von Peter Großpietsch, Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes der Landsmannschaft Schlesien und Herausgeber des „Grafschafter Boten“, gehalten wurde. Er kritisierte die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze und fragte, ob es jemals wieder Abgeordnete gäbe, die auf ein Viertel des eigenen Territoriums zu verzichten bereit wären.
Zum Abschluss der Kundgebung dankte Karl Vogt allen in Stadt und Kreis Wolfenbüttel, die zum Gelingen des Heimattreffens beigetragen hatten und sprach die Hoffnung aus, sich in zwei Jahren hier wieder treffen zu können. Mit der deutschen Nationalhymne endete die Heimatkundgebung, die musikalisch von der Kapelle „Zam Jürges“ aus Wolfenbüttel begleitet wurde.
Die 20 Gäste aus Landeshut wurden im Anschluss, samt Landrat Ernst-Henning Jahn und Kreisdirektor Manfred Koch, in das Hotel „Kronprinz“ zum Mittagessen eingeladen. Währenddessen hatte sich die Lindenhalle wieder gefüllt und die vielen Gespräche vom Vortag wurden fortgesetzt. Als Schlusspunkt des Heimattreffens fand ein schlesischer Heimatnachmittag statt, der von der „Trachten- und Volkstanzgruppe Bielitz-Biala“ aus Braunschweig unter der Leitung von Otty Treder gestaltet wurde. Die farbenprächtigen Volkstänze ihrer Heimat fanden großen Beifall. Weiterhin unterhielt das „Heimattrio Ludwig“ die Zuhörer mit gängiger Volksmusik. Im Verlauf des Spätnachmittags verließen die Besucher aus der Ferne nach und nach den Ort der Begegnung, um die Rückreise anzutreten. Viele versprachen sich gegenseitig ein Wiedersehen in zwei Jahren, zum 29. Kreisheimattreffen.
Am Montagmorgen machten sich dann 183 Heimatfreunde in vier Bussen der Firma Busche vom Kornmarkt aus auf, um die schlesische Heimat zu besuchen. Ihre Ziele waren Hirschberg, Krumhübel und Bad Warmbrunn, wo sie Unterkunft fanden. Auf dem Programm stand in erster Linie die Landeshuter Heimat.
29. Landeshuter Kreisheimattreffen am 18. und 19. Juni 1994
Bereits am Freitagnachmittag waren in der Lindenhalle fleißige Helfer am Werk, um die letzten Vorbereitungen für die kommenden zwei Tage zu treffen. Nach einem gemeinsam von Heinrich Hoffmann, Hans Hanisch und Hans Maidorn erarbeiteten Plan für die Aufstellung der Ortsschilder wurde dieser nun in die Praxis umgesetzt. Festlich geschmückt bot sich der große Saal der Lindenhalle den Beschauern dar. Das Heimattreffen konnte beginnen. Knapp tausend ehemalige Landeshuter kamen an beiden Tagen in die Patenstadt Wolfenbüttel.
Bereits in den frühen Morgenstunden des Sonnabends fand im Clubraum der Lindenhalle ein Klassentreffen mit Wolfgang Beier statt und im Gesellschaftsraum versammelten sich ca. 70 ehemalige Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen von Landeshut und Liebau, um alte Erinnerungen aus der Schulzeit und den folgenden Jahrzehnten auszu-tauschen.
Im Laufe des Nachmittags trafen nach und nach auch die Besucher aus nah und fern in der Lindenhalle ein. Sie wollten die Zeit bis zum Beginn des Festabends nutzen, um Freunde und Nachbarn von früher zu treffen und sich auszutauschen.
Um 15.30 Uhr begaben sich die Gemeindeglieder der Kirchengemeinde St. Peter und Paul und den Filialgemeinden in den Gesellschaftsraum der Lindenhalle, um mit Prälat Prof. Dr. Peter Rummel, Dillingen, und Konsistorialrat Pfarrer i. R. Wolfgang Gottstein, Freudenstadt-Kniebis im Schwarzwald, dem 700jährigen Jubiläum ihrer Pfarrkirche zu gedenken und sich auch dem persönlichen Gespräch zu widmen.
Um 19.30 Uhr war es dann soweit. Unter dem Gesang „Kehr ich einst zur Heimat wieder“, begleitet vom Musikensemble „Zam Jürges“, erfolgte der Einzug der Trachten-träger und der Mitglieder des Arbeitskreises „Freunde schlesischer Mundart“ aus Hamburg mit der Schlesierfahne. In seiner Begrüßung erinnerte der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, auch daran, dass vor zehn Jahren Edelhard Rock, der Vater der Landeshuter, zum letzten Mal an dieser Stelle stand, um das damalige Heimattreffen zu eröffnen. Manches hat sich seitdem geändert. So sprach Vogt sein Bedauern darüber aus, dass seitens der Stadt Wolfenbüttel die Zuwendungen im Rahmen der Patenschaft um 60 % gekürzt wurden, ohne dass darüber eine offizielle Mitteilung an den Arbeitskreis Landeshut ergangen sei. So sei man dankbar, dass das „Wolfenbütteler Schaufenster“ sich bereit gefunden hatte, die Ausrichtung dieses Heimattreffens mit DM 1.500,00 zu unterstützen.
Unter der Motto „Lachendes Schlesien – Singendes Landeshut“ stand das sich anschließende Programm. Es wurden schlesische Gedichte vorgetragen und schlesische Heimatlieder gesungen, was bei dem anwesenden Publikum gut ankam. Etwas länger als geplant dauerte die Veranstaltung, aber man wollte weder den Vortragenden noch den Zuhörern die Freude nehmen. Danach spielte das Trio „Zam Jürges“, Wolfenbüttel, zu Tanz und Unterhaltung auf.
Wie schon am Vortag zeigte sich das Wetter auch am Sonntag von seiner besten Seite. Die Glocken der Kirchen riefen zu den Heimatgottesdiensten, die ausgesprochen gut besucht waren. In der katholischen St.-Petrus-Kirche zelebrierten Prälat Prof. Dr. Peter Rummel, Dillingen, Konsistorialrat Pfarrer i. R. Wolfgang Gottstein, Kniebis, und Dechant Christoph Paschek, Wolfenbüttel, das feierliche Hochamt. Im Mittelpunkt der Festpredigt stand die 700-Jahr-Feier der Landeshuter Pfarrkirche St. Peter und Paul und deren geschichtliche Vergangenheit. In der St.-Trinitatis-Kirche hielten Pastor Kurt Klug, Wolfenbüttel, und Pastor Christoph Kretschmar, Kiel, der der 40 Jahre in Landeshut ansässigen Pastorenfamilie Kretschmar entstammt, den Festgottesdienst. Der Gottesdienst wurde wieder in der Liturgie der altpreußischen Union gefeiert. Pastor Kretschmar ging in seiner Predigt auf viele Begebenheiten aus dem früheren Landeshut ein, die ihm sein Vater übermittelt hatte.
Die zentrale Veranstaltung des Heimattreffens bildete dann anschließend wie immer die Heimatkundgebung am Landes-huter Platz, zu der sich die Landeshuter Heimatfreunde und viele Gäste zahlreich eingefunden hatten. Karl Vogt, der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, begrüßte als Repräsentanten von Stadt und Kreis Wolfenbüttel den Stadtdirektor Werner Hühne, die stellvertretende Bürgermeisterin Ruth von Löbbecke, den stellvertretenden Landrat Pastor Rudolf Quidde, Oberkreisdirektor Dr. Hartmut Koneffke und den Bundestagsabgeordneten Wilhelm Schmidt (SPD), ferner den BdV-Kreisvorsitzenden Otto Kunath und den BdV-Kreisgeschäftsführer Karl Tann. Zunächst verlas Vogt ein Grußwort des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien Dr. Herbert Hupka und zeigte dann auf, dass der Heimatbegriff sich sehr gewandelt habe. Für die meisten Menschen sei aber Heimat dort, wo sie aufgewachsen und wo sie ihre Kindheit und Jugend verbracht haben. Er führte aus, dass jeder, der seine Heimat liebe, auch immer wieder einmal dorthin zurückkehre. So freue er sich besonders, dass am 20. Juni 250 Heimatfreunde für eine Woche nach Schlesien fahren, um an den Feierlichkeiten zum 700jährigen Jubiläum der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Landeshut teilzunehmen.
Nach dem Singen von zwei Strophen des von Hans Hanisch und Karl Vogt verfassten Landeshuter Heimatliedes überbrachte der stellvertretende Landrat Rudolf Quidde die Grüße des Landkreises Wolfenbüttel und ermunterte die Landeshuter dazu, weiterhin ihrer Heimat treu zu bleiben und in einem Europa der offenen Grenzen immer wieder ihre angestammte Heimat zu besuchen. Nach den Grußworten der stellvertretenden Bürgermeisterin Ruth von Löbbecke sprach der BdV-Kreisvorsitzende Otto Kunath, ein Danziger, zu den Anwesenden. Er sagte, dass es gelte, ein Bekenntnis zur angestammten Heimat abzulegen und sie nicht zu vergessen.
Während dann die Glocken von Grüssau und das „Lied vom guten Kameraden“ erklangen, sprach Karl Tann die Gedenkworte. Unter Begleitung der Trachtengruppe erfolgte die Kranzniederlegung am Landeshuter Ehrenmal durch die anwesenden Repräsentanten von Stadt und Kreis Wolfenbüttel und den Vorsitzenden des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt.
Nach dem „Freiheitschor“ aus der Oper Nabucco von Verdi, vorgetragen vom gemischten Chor Wolfenbüttel-Linden unter der Leitung von Kantor Heuer, ergriff der Bundestagsabgeordnete Wilhelm Schmidt das Wort. Er betonte, dass Patenschaft eine besondere Form der Partnerschaft sei. Es sei die „Inobhutnahme“ von Menschen, ihrer Interessen und Anliegen, sowie die Bewahrung und Förderung ihrer Kultur. Nicht unwesentlich habe die Patenschaft zwischen Wolfenbüttel und Landeshut dazu beigetragen, die Folgen der Vertreibung zu lindern. Nach dieser Ansprache sang noch einmal der gemischte Chor aus Linden. Mit dem Dank an alle, die an der Mitgestaltung der Feierstunde beteiligt waren und dem Singen der Nationalhymne, schloss die feierliche Veranstaltung.
Im Foyer der Lindenhalle hatte die in Landeshut geborenen Malerin Roswitha Iven-Böer ihre Bilder ausgestellt, die bei den Besuchern ein reges Interesse fanden. Dann füllte sich die Lindenhalle wieder zum schlesischen Heimat-nachmittag. Die Volkstanzgruppe „Innerstetal“ Hildesheim zog die Heimatfreunde in ihren Bann. In zwei Blöcken zeigte die Gruppe unterschiedliche Volkstänze, die ausführlich erläutert wurden. Zwischendurch spielte das Trio „Zam Jürges“, Wolfenbüttel, zur Unterhaltung. Gegen Abend lichteten sich dann allmählich die Reihen, denn viele der Heimatfreunde traten ihre Rückreise an und andere mussten ihre bevorstehende Fahrt nach Landeshut vorbereiten. So nahm man Abschied in der Hoffnung, sich in zwei Jahren an gleicher Stelle wiederzusehen.
30. Landeshuter Kreisheimattreffen am 17. und 18. August 1996
Zum diesjährigen Landeshuter Kreisheimattreffen versammelten sich rund 900 Landeshuter aus Stadt und Kreis in ihrer Patenstadt Wolfenbüttel. Noch am Tag zuvor liefen die Vorbereitungen für das 30. Landeshuter Kreisheimattreffen in Wolfenbüttel auf Hochtouren. Nach einiger Zeit des Wartens kam dann die erlösende Nachricht, dass der Bus mit den Gästen aus Landeshut rechtzeitig eintreffen würde. Im katholischen Heim in Dorstadt wurde die Gruppe samt zweier Kindergruppen und ihrer Begleiterinnen, sowie vier Vorstandsmitgliedern des „DFK Rübezahl“ schon sehnsüchtig erwartet. Hedwig Powik und ihre Helferinnen waren damit beschäftigt, alles für den Empfang und die Unterbringung der Gäste vorzubereiten. Pfarrer i. R. Wolfgang Gottstein und der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, begrüßten die Gäste aus der schlesischen Heimatstadt beim gemeinsamen Abendbrot. Die Leiterin der Kindertrachtengruppe, Stefi Lohsa. und die Leiterinnen des Geigenorchesters, Magistra Kazimierra Ciozmak und Magistra Barbara Mrozek-Lubieniecka, bedankten sich für die Einladung.
Am Sonnabend trafen sich bereits in den Vormittagsstunden etwa 70 ehemalige Schülerinnen und Schüler der weiterbildenden Schulen von Landeshut und Liebau in der Lindenhalle, um wieder Erinnerungen an die Schulzeit und Ereignisse der letzten Jahre auszutauschen.
Um 13.00 Uhr fanden sich die Kindergruppen mit ihren Begleiterinnen, den Vorstandsmitgliedern vom „DFK Rübezahl“, sowie Pfarrer Wolfgang Gottstein, Karl Vogt und Brigitta Riedel im Ratssaal der Stadt Wolfenbüttel ein, wo sie von Bürgermeister Heinz Dieter Eßmann empfangen wurden. Die Tanzgruppe, wie auch die Violinengruppe gaben Proben ihres Könnens und fanden reichlich Beifall. „Ihr seid die Zukunft Eures Landes. Ihr bekennt Euch zu Eurer Heimat. Das zeigt Ihr mit Eurer Tracht. Die Wolfenbütteler haben sich sehr auf Euch gefreut, denn Ihr verbreitet Freude durch Euren Tanz und Eure Musik“, waren die Worte des Bürgermeisters zur Begrüßung. Karl Vogt, der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, gab der Hoffnung Ausdruck, dass dieser Besuch ein erster Schritt zu einer stärkeren Verbindung zwischen Wolfenbüttel und Landeshut sein könne.
Am Nachmittag nahmen bereits anwesende Besucher des Treffens die Gelegenheit wahr, sich einer Führung durch die Herzog-August-Bibliothek anzuschließen, andere besuchten die Landeshuter Heimatstube im Schlossmuseum. Währenddessen trafen immer mehr Heimatfreunde in der Lindenhalle ein.
Um 15.00 Uhr versammelten sich die Gemeindeglieder der früheren Peter- und Paulskirche im Studio-Raum der Lindenhalle zu einer Gesprächsrunde zum Thema „Was zieht uns immer wieder heute nach Stadt und Kreis Landeshut?“. Gesprächspartner waren Kons. Rat u. Pfarrer i.R. Wolfgang Gottstein, Freudenstadt-Kniebis, und Brigitta Riedel, Hildesheim.
„Musik kennt keine Grenzen“. Unter diesem Motto stand der festliche Eröffnungsabend zum 30. Landeshuter Kreisheimattreffen im großen Saal der Lindenhalle. Die Festhalle war fast gefüllt, als nach dem Einzug der Kindertrachten-gruppe und Mitstreitern des Arbeitskreises Landeshut der Vorsitzende Karl Vogt das Wort ergriff. Als Ehrengäste begrüßte er die stellvertretende Bürgermeisterin Ruth von Löbbecke, den Bundestagsabgeordneten Wilhelm Schmidt (SPD) und den BdV-Kreisvorsitzenden Otto Kunath. Vogt erinnerte daran, dass nach Flucht und Vertreibung aus Schlesien nun mehr als 50 Jahre vergangen sind. Inzwischen seien viele Wunden, die mit dem Zweiten Weltkrieg ihren Anfang nahmen, vernarbt. Es bedürfe aber noch mancher Anstrengungen, bis die letzten Narben verheilt seien. Beim 700jährigen Kirchenjubiläum vor zwei Jahren sei bereits ein solcher Schritt gegangen worden. Das Kennenlernen der Violinengruppe des Lyzeums in Landeshut/ Kamienna Góra führte zur Einladung zu unserem diesjährigen Treffen. In ihren Grußworten sprachen sich Ruth von Löbbecke, wie auch Wilhelm Schmidt dafür aus, die Bemühungen zu einer engeren Verbindung zwischen Wolfenbüttel und Landeshut auf dem Wege zu einem vereinten Europa zu verstärken. Sie überreichten jeweils eine Geldspende zugunsten der Gastkinder.
In bunter Folge verlief das Unterhaltungsprogramm, das von dem Kindergeigenorchester und der Kindertrachtengruppe bestritten wurde und viel Beifall auslöste. Umrahmt wurde dieses Programm durch gemeinsames Singen der bekannten Heimatlieder. Inzwischen war auch die Vorsitzende des Deutschen Freundeskreises „Rübezahl“, Waltraud Wyszyńska, eingetroffen und wurde vom Vorsitzenden des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, herzlich begrüßt. Sie dankte für die Einladung und übermittelte Grüße des Deutschen Klubs in Landeshut. Für weitere Unterhaltung sorgte das Trio „Zam Jürges“. Eine besondere Überraschung bot dann die Vorführung eines Geschwisterpaares aus der Kindertanzgruppe. Schließlich traf unerwartet der Landrat des Kreises Wolfenbüttel, Ernst Henning Jahn, ein, der seine Grußworte an die Landeshuter richtete, welche ihm gebührend applaudierten.
Bereits um 9.00 Uhr begann am Sonntag der katholische Heimatgottesdienst in der St.-Petrus-Kirche, der mit Pfarrer i.R. Wolfgang Gottstein gefeiert wurde. Umrahmt von den bekannten schlesischen Kirchen- und Marienliedern und den zu Herzen gehenden Worten des Priesters wurde der Gottesdienst wieder zu einem besonderen Erlebnis. Einen Teil dieses Hochamtes bestritten die Kinderviolinengruppe und die Kindertrachtengruppe.
Inzwischen hatten sich auch die evangelischen Landeshuter zu ihrem Festgottesdienst in der St.-Trinitatis-Kirche versammelt, um mit dem Landeshuter Pastor i.R. Reinhard Leder und dem Hausherrn Pastor Claudius Müller den Festgottesdienst zu feiern. Verbunden war er mit dem Gedenken an die letzten Konfirmationen 1945/46 in den heimatlichen Kirchen. In seiner Predigt erläuterte Pastor Leder den Sinn von „Segnen“ und „Gesegnet werden“ nach dem Bibelwort aus dem 4. Buch Mose, Kap. 6, 22-27. Er erinnerte an die Konfirmationen vor 50 Jahren, die unter schwierigen Umständen gefeiert wurden. Noch vor Beginn der Abendmahlsfeier trafen die Kindergruppen aus Landeshut ein, um auch hier den Gottesdienst mitzugestalten.
Zur traditionellen Feierstunde auf dem Landeshuter Platz hatten sich dann mehr als 300 Heimatfreunde eingefunden. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut begrüßte die Repräsentanten von Stadt und Kreis Wolfenbüttel: Bürgermeister Heinz Dieter Eßmann MdB, Oberkreisdirektor Dr. Hartmut Koneffke, Kreisdirektor Manfred Koch, stellvertretender Landrat Rudolf Quitte, sowie BdV-Kreisvorsitzender Otto Kunath und BdV-Geschäftsführer Karl Tann. Als Hauptreferentin begrüßte Vogt Dr. Idis Hartmann vom Bundesvorstand der Landsmannschaft Schlesien. Die Vertreter von Stadt und Kreis Wolfenbüttel überbrachten die herzlichen Grüße ihrer Behörden und unter dem Geläut der Glocken von Grüssau und dem Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden…“ wurden die Kränze am Ehrenmal niedergelegt und man gedachte der Toten.
In dem sich anschließenden Vortrag von Dr. Idis Hartmann erinnerte sie an die tragischen Tage und Wochen nach dem Einmarsch der Roten Armee im Kreis Landeshut. Sie führte weiter aus, dass es heutzutage gelte, Schlesien wieder in den Blick zu bekommen. Es könne nicht angehen, dass wir uns nun, nach 50 Jahren der Abwesenheit aus diesem Land, unsere eigene Geschichte von Polen erzählen lassen. Die Referentin sagte u.a.: „Nutzen wir also die Gelegenheit, dieses interessante Stück deutscher Kultur und Geschichte kennen zu lernen. Vielen Deutschen ist Schlesien heute unbekannter als der Mond. Lassen Sie uns einen Schritt nach vorn tun und dieses geistig-kulturelle Erbe wieder in unseren geistigen Besitz bringen, in den Besitz der Landeshuter, der Wolfenbütteler, der Schlesier und aller Deutscher.“
Die musikalische Umrahmung der Feierstunde lag in den Händen der Kapelle „Zam Jürges“ und des Männergesangvereins „Juliusstadt“ unter der Leitung von Jürgen Schrader, der zwei Morgenlieder intonierte und mit dem Lied „Heimat oh Heimat“ aufwartete. Die festliche Stunde klang mit der 3. Strophe des Deutschlandliedes aus.
Zum Schlesischen Heimatnachmittag war dann die Lindenhalle bis auf den letzten Platz gefüllt. Großen Anklang fanden die Verkaufsstände im Foyer mit Bunzlauer Keramik, schlesischen Wurstwaren, ebenso wie eine Sonderausstellung mit Dokumenten zur schlesischen Geschichte von Herbert Geisler, Salzgitter-Ringelheim.
Im großen Saal traten dann noch einmal die Kindertrachtengruppe vom „Rübezahl“ und die Kinderviolinengruppe des Landes-huter Lyzeums auf, ehe sie unter dem großen Applaus der Zuschauer vom Vorsitzenden des Arbeits-kreises verabschiedet wurden. Für die weitere Unterhaltung sorgte dann das Trio „Zam Jürges“ und es blieb noch viel Zeit für anregende Gespräche, ehe man sich mit dem Wunsch, sich an gleicher Stelle gesund und munter in zwei Jahren wiederzusehen, herzlich voneinander verabschiedete.
31. Landeshuter Kreisheimattreffen am 4. und 5. Juli 1998
Alle Vorbereitungen in der Lindenhalle waren getroffen, das 31. Landeshuter Kreisheimattreffen konnte beginnen. Trotz des guten Wetters und der allseits guten Laune ließ sich nicht verkennen, dass die Teilnehmerzahl gegenüber dem letzten Treffen um fast ein Drittel gesunken war. Man zählte am Ende neben den geladenen Gästen noch 620 Besucher.
Wie in den Jahren zuvor begann die Veranstaltung mit dem Treffen der ehemaligen Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen von Landeshut und Liebau im Gesellschaftsraum der Lindenhalle. Wohl an die 60 Personen trafen sich zu regen Gesprächen und dem Auffrischen von Erinnerungen an die alten Lehrerinnen und Lehrer.
Am späten Vormittag fand eine Pressekonferenz statt, bei der das neue Landeshuter Heimatbuch vorgestellt wurde. Der Autor ist der Deutschlehrer am dortigen Lyzeum Jan Lubieniecki, der zusammen mit seiner Frau Barbara, ebenfalls Deutschlehrerin in Kamienna Góra, Gast des Heimattreffens war. Das Buch erschien im Jahre 2008 ins Deutsche übersetzt als Band 3 der Schriftenreihe des Arbeitskreises Landeshut und ist immer noch erhältlich.
Ab 15.00 Uhr fanden sich dann immer mehr Heimatfreunde in der Lindenhalle ein und nahmen ihre Plätze im großen Saal ein. Gleichzeitig begann in einem Nebenraum eine Gesprächsrunde der katholischen Peter-u.-Paul-Gemeinde Landeshut unter der Leitung von Kons. Rat und Pfarrer i. R. Wolfgang Gottstein, Freudenstadt-Kniebis.
Kurz nach 19.00 Uhr begann der Eröffnungsabend des Heimattreffens in der Lindenhalle und der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, begrüßte die anwesenden Heimatfreunde sehr herzlich. Er dankte dem Steinmetz-unternehmen Kraft, das das Landeshuter Denkmal zum 45. Jahrestag seiner Aufstellung kostenlos restauriert hatte. Dann hieß Vogt die geladenen Gäste willkommen, unter ihnen das Ehepaar Jan und Barbara Lubieniecki, das der Einladung des Arbeitskreises gefolgt war und die lange Reise von Landeshut nach Wolfenbüttel auf sich genommen hatte. Magistra Barbara Mrozek-Lubieniecka übermittelte dann ihrerseits Grüße aus Landeshut und dankte herzlich für die Einladung zum Landeshuter Heimattreffen.
Weitere Ehrengäste waren der erste stellvertretende Bürgermeister Dr. Manfred Fild, der stellvertretende Landrat Rainer Hasselmann, Oberkreisdirektor Dr. Hartmut Koneffke, Landtagsvizepräsident Ernst-Henning Jahn, der niedersächsische Landesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien und ehemalige Bundestagsabgeordnete Helmut Sauer (CDU), der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien Dr. Herbert Hupka und der BdV-Kreisgeschäftsführer Otto Kunath.
Der stellvertretende Landrat Hasselmann bezeichnete die Erinnerung an die Heimat als wichtig und forderte die Zuhörer auf, bei Besuchen im heutigen Polen Brücken zu schlagen und Freundschaften zu knüpfen. Dr. Manfred Fild, erster stellvertretender Bürgermeister der Stadt Wolfenbüttel, erklärte: „Sie haben eine Patenstadt gewollt, und wir haben sie gern angenommen.“ Otto Kunath, der BdV-Kreisgeschäftsführer, würdigte die Aufbauarbeit der Vertriebenen und Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg und verwies auf die verbriefte Absage an Rache und Vergeltung für Vertreibung und Enteignung.
Es folgte nun unter dem Motto „Schlesien singt“ ein volkstümliches Liederprogramm mit Rektor i.R. Norbert Wagner, Bad Gandersheim, und dem Gandersheimer Dreigesang. Für die weitere musikalische Unterhaltung am späteren Abend sorgte das Duo „Zam Jürges“.
Der Sonntag begann wie üblich mit den Heimatgottesdiensten. Die katholische Gemeinde versammelte sich zum Hochamt in der St.-Petrus-Kirche. Begleitet von heimatlichen Kirchenliedern zelebrierte und predigte Kons. Rat und Pfarrer i.R. Wolfgang Gottstein, Freudenstadt-Kniebis. In der evangelischen St.-Trinitatis-Kirche fand der Gottesdienst in der altpreußischen Liturgie statt. Die Liturgie lag in den Händen von Pastor i.R. Reinhard Leder, Hameln, und die Predigt hielt Diakon Karl-Heinz Wehner, Oldenburg. Der Gottesdienst endete mit dem Abendmahl.
Hinter der St.-Trinitatis-Kirche versammelte man sich anschließend zur Heimatfeierstunde. Nach der Einleitung mit der ersten Strophe von „Kehr ich einst zur Heimat wieder“ begrüßte der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, die Ehrengäste, an erster Stelle als Festredner den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien Dr. Herbert Hupka. Nachdem das Landeshuter Heimatlied verklungen war, ergriffen die Ehrengäste das Wort, um die Grüße von Stadt und Kreis Wolfenbüttel, sowie des Bundes der Vertriebenen auszusprechen. Es folgte die Totenehrung mit Kranzniederlegung. Dazu hörte man das Geläut der Glocken vom Kloster Grüssau und das Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden…“. Begleitet wurden die Abordnungen von der Trachtengruppe Salzgitter-Thiede. Die Feierstunde wurde musikalisch vom Frauenchor und dem Männergesangverein Linden umrahmt.
In seiner Festansprache erinnerte Dr. Herbert Hupka an den damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Edelhard Rock, der sehr viel für Landeshut getan habe und jetzt 90 Jahre alt geworden wäre. Nicht nur die Vertriebenen, sondern alle Deutschen müssten sich zur Heimat bekennen, verlangte der Redner. Er beklagte das Fehlen von Betroffenheit vieler Menschen beim Gedanken an die Vertriebenen und an die mangelnde Solidarität mit denen, die ihre Heimat verloren haben. „Wir werden auch weiterhin Breslau, Hirschberg und Landeshut in deutscher Sprache sagen“, bekundete Dr. Hupka. Gleichzeitig forderte er die Politiker auf, mit den polnischen Nachbarn zu reden, denn auch die Vertriebenen seien für ein freies Polen als Mitglied der Europäischen Union in einem freien Europa.
„Wir werden nicht zusehen, wie die Städte dort verfallen und es den Menschen schlecht geht, denn immerhin waren diese Gebiete im heutigen Polen einmal unsere Heimat“, rief er den Zuhörern zu. Es könne nicht angehen, dass 700jährige deutsche Geschichte jetzt vergessen werde. Deshalb sei es erforderlich, dass die Jugend das Erbe Schlesiens von ihren Eltern übernehme und pflege. Der Beifall der anwesenden Heimatfreunde war ihm gewiss. Die Feierstunde klang mit dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne aus.
Nach der Feierstunde trafen sich auf Einladung des Landkreises Wolfenbüttel Dietmar Rock, Helmut Sauer, das Ehepaar Lubieniecki und Karl Vogt mit Dr. Herbert Hupka im Parkhotel „Altes Kaffeehaus“ zu einem Essen und Gesprächen, die sich auf das neue Landeshuter Heimatbuch bezogen. Dabei wurde erörtert, wie man zu einer günstigen Übersetzung und einer eventuellen Drucklegung kommen könne.
Inzwischen hatte sich der Saal der Lindenhalle gefüllt. Dr. Herbert Hupka und Helmut Sauer nahmen die Gelegenheit wahr, um den versammelten Heimatfreunden aus Stadt und Kreis Landeshut einen kurzen Besuch abzustatten. Auch der Bundestagsabgeordnete Wilhelm Schmidt (SPD) war erschienen, um den Landeshutern ein Grußwort zu entbieten.
Der Nachmittag stand dann unter dem Motto „Weeßte noch“ ganz im Zeichen des gemütlichen Beisammenseins und der gemeinsamen Gespräche. Dezent untermalt wurde die Veranstaltung von bekannten volkstümlichen Weisen, gespielt vom Duo „Zam Jürges“. Gegen Abend löste sich die Veranstaltung allmählich auf und man trat die Heimreise an.