32. Landeshuter Kreisheimattreffen am 2. und 3. September 2000
Am 2. und 3. September trafen sich rund 600 Heimatfreunde zu ihrem 32. Kreisheimattreffen in der Patenstadt Wolfenbüttel. Bereits am späten Vormittag des Sonnabends kamen die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen von Landeshut und Liebau im Gesellschaftsraum der Lindenhalle zusammen, um Erinnerungen auszutauschen. Am Nachmittag bestand die Möglichkeit der persönlichen Begegnung und des Meinungsaustausches bei Kaffee und Kuchen. Für die musikalische Unterhaltung sorgte das Duo „Zam Jürges“ in bewährter Weise.
Die offizielle Eröffnung des Kreisheimattreffens erfolgte dann um 19.00 Uhr im großen Saal der Lindenhalle durch den Vorsitzenden des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt. Er erinnerte daran, dass vor 50 Jahren das erste Treffen stattfand, dessen Initiator Edelhard Rock war. Als Gäste begrüßte Vogt den Vizepräsidenten des Niedersächsischen Landtages Ernst-Henning Jahn, die Vorsitzende des Landsmannschaft Ost- und Westpreußen, Pommern und Danzig Brunhilde Schöllecke und den BdV-Kreisvorsitzenden Werner Beer.
Durch den anschließenden schlesischen Volkstumsabend führte Martin Eichholz. Kostproben ihres Könnens gaben das Violinenterzett Sattelmaier, sowie die Pianisten Brigitte und Martin Eichholz und die Sänger Gertraude und Herbert Taube. Anschließend lud das Duo „Zam Jürges“ zu Tanz und Unterhaltung ein.
Der Sonntag begann mit den Festgottesdiensten. Das katholische Hochamt fand in der St.- Petrus-Kirche statt. Das Hochamt zelebrierte Kons. Rat und Pfarrer i.R. Wolfgang Gottstein, Schramberg. Der evangelische Festgottesdienst lag in den Händen von Oberlandeskirchenrat i. R. Hans-Joachim Rauer, Hannover, und Pastor i. R. Reinhard Leder, Hameln.
Durch anhaltenden Regen konnte die Heimatfeierstunde nicht wie vorgesehen auf dem Landeshuter Platz stattfinden, sondern musste in die Lindenhalle verlegt werden. Lediglich Bürgermeister Axel Gummert, der stellvertretende Landrat Rainer Hasselmann, der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut Karl Vogt, sowie einige Heimatfreunde legten drei Kränze nieder. Das eigentliche Totengedenken fand dann in der Lindenhalle statt.
Die Heimatfeierstunde begann um 11.30 Uhr in der Lindenhalle. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, sagte Bürgermeister Axel Gummert: „Wir sind auf einem guten Weg aus der Patenschaft eine Partnerschaft zu machen“. Er wies darauf hin, dass die Wetterfahne auf dem Rathaus in Wolfenbüttel das Wappen der Stadt Landeshut enthalte. Der Besuch einer Ratsdelegation nach Landeshut sei sehr positiv verlaufen, so Axel Gummert in seiner Begrüßungsansprache.
Rainer Hasselmann, der stellvertretende Landrat, betonte: „Heimattreffen sind ein Bekenntnis, das kulturelle, geschichtliche und politische Erbe zu wahren.“ Er wies auf Zeichen in Wolfenbüttel hin, die an Landeshut erinnern. Dazu zählen das Ehrenmal am Landeshuter Platz, der Meilenstein mit Entfernungsangaben nach Berlin, Breslau und Landeshut. Die Berufsschule trägt den Namen des großen Architekten Carl Gotthard Langhans, der das Brandenburger Tor erbaut hat.
Karl Vogt, der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, führte nicht nur durch das Programm, sondern hielt auch den Festvortrag, da der erwartete Festredners, BdV-Landeskulturreferent Kurt Klaus ausfiel. Vogt erinnerte daran, dass Schlesien das Heimatland der anwesenden Vertriebenen sei und berichtete von der Aussiedlung im April 1946. Es sei schwer, das Erlebte zu vergessen. Aber die Bewohner des Kreises Landeshut, sowie alle Vertriebenen, verzichteten in der Charta der Vertriebenen auf Hass und Gewalt, damit Erlittenes nicht wieder geschehe, aber sie verzichteten nicht auf das „Heimatrecht“. Seine Hoffnung sei die Verständigung zwischen den Völkern. „Die Grenze muss ihren trennenden Charakter verlieren“, meinte Vogt und er dankte in diesem Zusammenhang Stadt und Kreis Wolfenbüttel für die übernommene Patenschaft. Musikalisch wurde die Heimatstunde von den Lessingstädter Musikanten unter der Leitung von Matthias Beinert umrahmt.
Das Heimattreffen klang am Nachmittag mit dem gemütlichen Beisammensein der Heimatfreunde aus Nah und Fern bei Kaffee und Kuchen aus. Es gab ja viel zu erzählen. Als Ehrengast kam der Bundestagsabgeordnete Jochen-Konrad Fromme (CDU) und sprach Grußworte. Für musikalische Untermalung sorgte das Duo „Zam Jürges“.
33. Landeshuter Kreisheimattreffen am 22. und 23. Juni 2002
Schon am Freitag vor dem Heimattreffen trafen sich einige Heimatfreunde in Wolfenbüttel. Anlässlich des 40jährigen Priesterjubiläums von Kons. Rat und Pfarrer i. R. Wolfgang Gottstein fand in einem Wolfenbütteler Restaurant ein Zusammensein des kleinen Bekanntenkreises statt.
Anschließend wurde im Gemeindehaus St. Trinitatis ein Diavortrag über die Werke von Erich Fuchs, der in seinen Grafiken das Leben der Menschen im Riesengebirge so treffend eingefangen hat, gezeigt. Anschließend fuhr eine kleine Gruppe des Arbeitskreises Landeshut nach Dorstadt, wo eine Gruppe des DFK „Rübezahl“ aus Landeshut/ Kamienna Góra zusammen mit einer Kinder-Violinengruppe erwartet wurde. Thaddäus Schönberg, der Vorsitzende des DFK „Rübezahl“, überreichte ein Relief mit der Darstellung des Landeshuter Marktes, das für die Landeshuter Heimatstube gedacht ist.
Am Sonnabend begann dann das offizielle Programm des Landeshuter Heimat-treffens. Es zeigte sich, dass die Zahl der Teilnehmer insgesamt doch stark rückläufig ist. So kamen an beiden Tagen knapp 400 Besucher zu den Veranstaltungen. Während sich am Vormittag Schülerinnen und Schüler aller Schulen von Landeshut und Liebau in der Lindenhalle trafen, um Erinnerungen austauschten, fand im Rathaus ein Empfang durch die Stadt Wolfenbüttel statt. Bürgermeister Axel Gummert erinnerte dabei an das erste Landeshuter Treffen im Jahre 1950. Im Juli des darauf folgenden Jahres habe der Rat dann beschlossen, die Patenschaft für die Vertriebenen zu übernehmen. Es sei eine schlimme Zeit für die vielen vertriebenen Niederschlesier gewesen, die nach Wolfenbüttel gekommen seien, führte Gummert aus. Man habe erst einmal eine Gemeinschaft werden müssen. Dies sei bereits im Laufe der 50er Jahre gelungen. „Ich habe nie mehr das Gefühl gehabt, dass die Vertriebenen nicht dazu gehörten. Sie haben es geschafft eine neue Heimat zu finden, aber haben die alte auch nie vergessen.“ Nachdem es möglich geworden sei die Grenzen nach Polen zu überqueren, hätten viele Landeshuter ihre Heimat besucht, so der Bürgermeister. „Dass wir heute eine Partnerschaft zu Kamienna Góra haben, ist nur Ihren Kontakten zu den Menschen und der Politik im ehemaligen Landeshut zu verdanken“, betonte Gummert.
Auch der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, richtete einige Worte des Dankes an die Stadt und stieß gemeinsam mit den Anwesenden auf die Partnerschaft zwischen den Städten Wolfenbüttel und Kamienna Góra und auf 50 Jahre Patenschaft von Stadt und Kreis Wolfenbüttel für die Vertriebenen aus Landeshut an. Einen feierlichen Rahmen erhielt der Empfang durch Auftritte der Kinderviolinen-Gruppe und der Jugend-Trachtengruppe „Rübezahl“ aus Kamienna Góra, die mit ihrem Können beeindruckten.
Die für 16.30 Uhr angesetzte Festmesse aus Anlass des 40jährigen Priesterjubiläums von Kons. Rat und Pfarrer i. R. Wolfgang Gottstein in der St.-Petrus-Kirche verzögerte sich aus organisatorischen Gründen, konnte aber dann schließlich doch noch stattfinden. Die Messe wurde von Prälat Prof. Dr. Peter Rummel, einem gebürtigen Landeshuter, und dem Jubilar zelebriert.
Im Laufe des Nachmittags füllte sich die Lindenhalle nur schleppend. Doch um 19.30 Uhr wurde das 33. Landeshuter Kreisheimattreffen vom Vorsitzenden des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, pünktlich eröffnet. Nach seiner Begrüßung begann unter dem Motto „Musik kennt keine Grenzen“ das Unterhaltungsprogramm. Einen Schwerpunkt im Programm bildeten die Auftritte der Violinengruppe und der Tanzgruppe des DFK „Rübezahl“ aus Landeshut und erhielten dafür verdienten Applaus. Für die musikalische Unterhaltung des Abends sorgte das Duo „Zam Jürges“.
Der Sonntagmorgen begann mit einem ökumenischen Gottesdienst in der St.-Trinitatis-Kirche. Der Hausherr, Pastor Klug, begrüßte die Teilnehmer des Landeshuter Kreisheimattreffens. Die Predigt hielt Pastor Reinhard Leder unter Mitwirkung von Oberlandeskirchenrat i. R. Hans-Joachim Rauer, Kons. Rat und Pfarrer i. R. Wolfgang Gottstein und Prälat Prof. Dr. Peter Rummel, die im Wechsel die Liturgie übernahmen. Den Segen spendeten die Seelsorger beider Konfessionen gemeinsam.
Nach dem Gottesdienst fanden am Landeshuter Platz die Kranzniederlegungen zum Gedenken der verstorbenen Landeshuter statt. Ober-landeskirchenrat i. R. Hans-Joachim Rauer sprach das Totengedenken. Anschließend wurde der neue Gedenkstein „50 Jahre Patenschaft für Vertriebene aus Landeshut Schlesien 1951 – 2001“ der Öffentlichkeit übergeben.
Der anschließende Festakt „50 Jahre Patenschaft“ fand im Lessingtheater statt. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, betonte bei seiner Begrüßung, dass Stadt und Landkreis Wolfenbüttel zu den ersten Kommunen gehörten, die eine Patenschaft für die Vertriebenen übernahmen. Als äußere Zeichen der Patenschaft für Stadt und Kreis Landeshut nannte Vogt die Umbenennung des Platzes hinter der St.-Trinitatis-Kirche in „Landeshuter Platz“, den Aufenthalt Landeshuter Kinder im Asselager, sowie das Ehrenmal am Landeshuter Platz.
Bürgermeister Axel Gummert erinnerte daran, dass um 1945 fast 56.000 Vertriebene versucht hatten, in Wolfenbüttel eine neue Heimat zu finden. Allen gemeinsam sei es gelungen, eine neue Gemeinschaft zu bilden und miteinander, statt nebeneinander zu leben. Ein Verdienst des Arbeitskreises Landeshut sei es, stets die Verständigung und den Ausgleich mit der alten Heimat gesucht zu haben. „Das war ein wichtiger Beitrag zur Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen.“ Nur wer die Vergangenheit kenne, verstehe die Gegenwart und könne die Zukunft gestalten.
Ein Grußwort sprach der amtierende Bürgermeister von Kamienna Góra, Andrzej Mankiewicz. Auf Deutsch versprach er, sich für die Aufstellung des Gedenksteins am ehemaligen evangelischen Friedhof von Landeshut einzusetzen. Weitere Grußworte überbrachten die stellvertretende Landrätin des Kreises Wolfenbüttel Karin Schulz, Landtagsvizepräsident Ernst-Henning Jahn, der Bundestagsabgeordnete Wilhelm Schmidt (SPD) sowie BdV-Kreisvorsitzender Werner Beer.
Die Festansprache hielt Georg Märtsch, Landesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien in Baden-Württemberg. Er ging in seinem Vortrag auf die verschiedenen Facetten von Heimat ein. Die wirkende Kraft der Heimat sei auch nach mehr als einem halben Jahrhundert der Vertreibung von 12 Millionen Deutschen aus ihrer angestammten Heimat nicht geringer geworden. Er betonte auch, dass Polen und Deutsche bis zum Zweiten Weltkrieg über Jahrhunderte ein gutes Miteinander gehabt hätten. Besonders überraschend war es dann für Pfarrer i. R. Wolfgang Gottstein und Karl Vogt, aus der Hand des Festredners mit der goldenen bzw. silbernen Ehrennadelfür ihre Verdienste um Schlesien geehrt zu werden. Musikalisch wurde die Festveranstaltung vom Frauenchor und dem Männergesangverein Linden unter der Leitung von Kantor Klaus Heuer, dem Violinenterzett „Sattelmaier“ und der „Schlesierkonzertgruppe Martin Eichholz“ umrahmt.
Zum Abschluss des Heimattreffens fand dann ein heimatliches Beisammensein statt, bei dem nochmals die Kindergruppen aus Landeshut auftraten und viel Beifall ernteten. Das Duo „Zam Jürges“ führte dann musikalisch durch den Nachmittag, bis sich die Teilnehmer des Heimattreffens allmählich voneinander verabschiedeten und den Heimweg antraten.
34. Landeshuter Kreisheimattreffen am 11. und 12. September 2004
Das Motto des diesjährigen Landeshuter Kreisheimattreffens lautete „Glückauf für Schlesien“. Da die Lindenhalle wegen Umbaumaßnahmen als Tagungsort nicht zur Verfügung stand, trafen sich die Landeshuter Heimatfreunde im Schloss der Patenstadt und konnten bei dieser Gelegenheit gleich der Landeshuter Heimatstube einen Besuch abstatten.
Den Programmauftakt bildete am Sonnabendvormittag ein Treffen von Schülern der Schulen von Landeshut und Liebau im Hotel Kronprinz. Am Nachmittag begann im Renaissance-Saal des Schlosses das allgemeine Treffen für diejenigen Heimatfreunde, welche bereits in Wolfenbüttel weilten. Rund 150 konnte der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, begrüßen. Mit Bedauern stellte er fest, dass die Zahl der Teilnehmer von Jahr zu Jahr schwinde. Durch die Städtepartnerschaft von Landeshut/ Kamienna Góra mit Wolfenbüttel sei das Verhältnis inzwischen sehr freundschaftlich und herzlich, insbesondere durch einen lebendigen Jugendaustausch. Im Mittelpunkt des Nachmittags standen dann in erster Linie persönliche Gespräche. Eine kath. Festmesse nach heimatlichem Ritus zelebrierte am frühen Abend in der St.-Petrus-Kirche Kons. Rat und Pfarrer i. R. Wolfgang Gottstein, Schramberg.
Der Sonntagmorgen begann, wie bei früheren Treffen, mit einem ökumenischen Gottesdienst in der St.-Trinitatis-Kirche. Der Hausherr, Pastor Klug, begrüßte die Teilnehmer des Landeshuter Kreisheimattreffens. Die Predigt hielt Oberlandeskirchenrat i. R. Hans-Joachim Rauer, Hannover, unter Mitwirkung von Diakon Karl-Heinz Wehner, Oldenburg und Kons. Rat und Pfarrer i. R. Wolfgang Gottstein, Schramberg, die im Wechsel die Liturgie übernahmen.
Die anschließende Kundgebung auf dem Landeshuter Platz war als „Stunde der Besinnung und des Gedenkens“ ausgewiesen. Nach dem Toten-gedenken, gesprochen vom Vorsitzenden des Arbeitskreises Landeshut, legten der stellvertretende Bürgermeister Heinz-Rainer Bosse für die Stadt Wolfenbüttel, der stellvertretende Landrat Rainer Hasselmann für den Kreis Wolfenbüttel und Hans Hanisch für den Arbeitskreis Landeshut die Kränze am Gedenkstein nieder.
Der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, verknüpfte in seiner Begrüßungsansprache vor rund 100 Gästen aus Polen und Deutschland Erinnerung und Ausblick. 1954 seien 3000 Besucher zum Kreisheimattreffen gekommen, nun seien es weniger als zehn Prozent. Die Gründe dafür seien offensichtlich. Die ältere Generation sterbe und die jüngeren Jahrgänge treten nicht in erhoffter Weise in die Fußstapfen der Eltern und Großeltern.
Der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Wolfenbüttel, Heinz-Rainer Bosse, hob in seinem Grußwort die Begegnungen der polnischen und deutschen Schülergruppen hervor, die die Städtepartnerschaft mit Leben erfüllten.
Rainer Hasselmann, stellvertretender Landrat des Kreises Wolfenbüttel, betonte, dass die bitteren und leidvollen Erfahrungen der Vertriebenen nicht in Vergessenheit geraten dürften, sondern als Mahnung dienen sollten. Er dankte den Landeshutern, dass sie durch Besuche in ihre ehemalige Heimat eine Brücke zu den dort lebenden Menschen geschlagen haben.
Georg Hattwig, stellvertretender Vorsitzender des Bundes der Vertriebenen in Wolfenbüttel, dankte den Landeshutern für ihr Engagement.
In seiner Festansprache betonte Ekkehart Haacke: „Aufgrund des Schreckens, den wir erlebt haben, sind wir verpflichtet, alles für ein friedliches Zusammenleben zu tun.“ Der 69jährige Haacke hatte die Vertreibung aus Landeshut als Elfjähriger erlebt. „Die große Anzahl unserer Treffen zeigt, wie stark die Verbundenheit mit unserer Heimat auch nach fast 60 Jahren vorhanden ist“, sagte Haacke während der Kundgebung auf dem Landeshuter Platz.
Der Bund der Vertriebenen habe 2,5 Millionen Mitglieder. „85 Prozent davon haben den Heimatverlust erlebt“, so Haacke. Die Erlebnisgeneration sei durchschnittlich 80 Jahre alt. Es sei wichtig, „eine Brücke zu Landeshut und unserer heutigen Gesellschaft zu schlagen“. Die Zukunft liege in der Versöhnung. Die Partnerschaften von Stadt und Landkreis Wolfenbüttel seien dabei vorbildlich.
Musikalisch wurde die Feierstunde vom Buchenland-Chor aus Salzgitter umrahmt und mit dem gemeinsamen Singen der 3. Strophe des Deutschlandliedes fand die „Stunde der Besinnung und des Gedenkens“ einen würdigen Abschluss.
Am Nachmittag trafen sich dann die Heimatfreunde noch einmal im Schloss Wolfenbüttel, um ihre persönlichen Gespräche wieder aufzunehmen. Die zweitägige Veranstaltung war damit aber noch nicht beendet, denn eine große Zahl der Anwesenden fuhr am kommenden Tag mit dem Bus in ihre Heimatstadt Landeshut, heute Kamienna Góra. Dort wurde auf dem ehemaligen Friedhof der Gnadenkirche ein Gedenkstein enthüllt, der an die Verstorbenen Landeshuter erinnern soll. Der Gedenkstein trägt folgende Inschrift in Polnisch und Deutsch:
ZUM GEDENKEN
AN DIE VERSTORBENEN EINWOHNER VON LANDESHUT UND UMGEBUNG
DIE HIER AUF DEM EVANGELISCHEN FRIEDHOF DER
EHEMALIGEN GNADENKIRCHE ZUR HEILIGEN DREIFALTIGKEIT
VON 1720 BIS 1957 ZUR LETZTEN RUHE GEBETTET WURDEN.
Der Arbeitskreis Landeshut hat zur Errichtung des Gedenksteins in seiner Schriftenreihe eine Dokumentation herausgegeben, die noch erworben werden kann.
35. Landeshuter Kreisheimattreffen am 9. und 10. September 2006
Am Vortag des 35. Landeshuter Kreisheimattreffens in der Patenstadt Wolfenbüttel hatten sich 45 Heimatfreunde aus nah und fern im Hotel Kronprinz zu persönlichen Gesprächen bei Kaffee und Kuchen eingefunden.
In der benachbarten katholischen St.-Petrus-Kirche fand dann am Abend, unter der Leitung von Kons. Rat und Pfarrer i. R. Wolfgang Gottstein, mit erheblicher Verspätung eine „heimatliche“ Messe statt. Etwa 40 Besucher nahmen am Gottesdienst teil. Danach trafen sich einige wenige nochmals im Hotel Kronprinz.
Bei herrlichem Sonnenschein begann der Sonntag mit einem ökumenischen Gottesdienst in der St.-Trinitatis-Kirche. Die Liturgie übernahm Oberlandeskirchenrat i. R. Hans-Joachim Rauer, die Lesungen oblagen Kons. Rat und Pfarrer i. R. Wolfgang Gottstein und die Predigt hielt Stadtmissionsdirektor i. R. Diakon Karl-Heinz Wehner. Grußworte und Abkündigungen sprach der Hausherr der St.-Trinitatis-Kirche, Pfarrer Dr. Martin Senftleben. In seiner Predigt ging Diakon Wehner aus heutiger Sicht darauf ein, wie die Eltern- und Großelterngeneration die Jahrzehnte nach der Vertreibung erlebt und vor allem erlitten haben.
Zur sich anschließenden Feierstunde auf dem Landeshuter Platz hatten sich ca. 120 Teilnehmer eingefunden. Neben ihnen konnte der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Karl Vogt, als Ehrengäste den stellvertretenden Landrat Rainer Hasselmann, den Bürgermeister von Wolfenbüttel, Axel Gummert, den BdV-Kreisvorsitzenden Wolfgang Gehrke und die Geistlichen beider Konfessionen begrüßen. Der Buchenland-Chor aus Salzgitter umrahmte die Feierstunde mit heimatlichen Liedern.
Vogt erinnerte daran, dass noch 1986 1300 Heimatfreunde aus Stadt und Kreis Landeshut bei dem Treffen anwesend waren. Es stelle sich die bange Frage, ob es ein nächstes Treffen noch geben werde. In seinem Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre bedauerte Vogt sehr, dass im Frühjahr 2005 Dietmar Rock verstorben sei, der dem Arbeitskreis Landeshut bis zuletzt eine große Stütze war. Dankbar zeigte er sich darüber, dass jetzt Nael El Nahawi, der Geschäftsführer von Roco-Druck, Rocks Aufgaben übernommen habe. Im November 2005 fand das 100jährige Jubiläum des Landeshuter Rathauses statt, an dem auch eine Delegation der Stadt Wolfenbüttel teilgenommen hatte. Die Städtepartnerschaft Wolfenbüttel – Kamienna Góra stehe unter einem guten Zeichen.
Bürgermeister Axel Gummert hob in seinem Grußwort hervor, dass sich der Arbeitskreis Landeshut seit Jahren für die Verständigung mit der alten Heimat eingesetzt habe. „Damit haben Sie einen wichtigen Beitrag zur Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen geleistet.“ Ebenso wie der stellvertretende Landrat Rainer Hasselmann betonte er, dass der Arbeitskreis mit seiner Tätigkeit versuche, eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft zu schlagen. Dann überbrachte noch der BdV-Kreisvorsitzende Wolfgang Gehrke die Grüße des Verbandes. Während die Glocken vom Kloster Grüssau vom Band ertönten und der Glatzer Heimatfreund Georg Hattwich Worte des Gedenkens sprach, fand am Landeshuter Platz die Kranzniederlegung am Ehrenmal statt.
Vogt erinnerte in seinem Festvortrag zu „60 Jahre Vertreibung“ an die Auswirkungen des Potsdamer Abkommens. Aus Aufzeichnungen des früheren Landeshuter Lehrers Ernst Kunick schilderte er die Ereignisse in Landeshut nach dem Einmarsch der Roten Armee und der Übernahme der Verwaltung durch die Polen, sowie die im Mai 1946 durchgeführte Vertreibung der Bevölkerung aus Kreis und Stadt Landeshut. Über 26 000 Deutsche wurden in 16 Güterzügen mit je 50 Wagen zu 35 Personen vom 8. bis 24. Mai 1946 aus der Landeshuter Heimat vertrieben.
An den scheidenden Bürgermeister Axel Gummert richtete Vogt anschließend Worte des Dankes. Für seinen seit Beginn seiner Amtszeit währenden Einsatz für die Landes-huter. Karl-Heinz Wehner und Karl Vogt überreichten dem Bürgermeister einen in der schlesischen Heimat gefertigten Wand-teppich mit dem Motiv des Landeshuter Rathauses.
In seinem Schlusswort dankte der Vorsitzende des Arbeitskreises allen, die zum Gelingen des diesjährigen Heimattreffens beigetragen hatten. Dem Buchenland-Chor sprach er besonderen Dank dafür aus, dass er für dieses Treffen das „Landeshuter Heimatlied“ nach der Vertonung von Martin Eichholz einstudiert hatte. Die Feierstunde endete mit der Nationalhymne.
Das Heimattreffen fand nach der Feierstunde seinen Fortgang im Foyer der Lindenhalle, wo man an runden Tischen zu je zehn Personen Platz nehmen konnte. Im Laufe des späten Nachmittags klang das 35. Kreisheimattreffen allmählich aus.
36. Landeshuter Kreisheimattreffen am 21. und 22. September 2008
Das diesjährige Kreisheimattreffen in der Patenstadt Wolfenbüttel wurde erstmals vom neuen Vorstand des Arbeitskreises Landeshut vorbereitet und durchgeführt. Daraus ergaben sich einige Änderungen, nicht zuletzt deshalb, weil der neue Vorstand nicht mehr vor Ort lebt und die Vorbereitungen von Hildesheim bzw. Oldenburg aus erledigt werden mussten. Trotzdem gelang es, ein interessantes und harmonisch verlaufendes Heimattreffen zu organisieren, an dem insgesamt ca. 120 ehemalige Landeshuter aus Stadt und Kreis teilnahmen.
Am Nachmittag des Sonnabends begann das Heimattreffen im Hotel Kronprinz, wo man sich zu Kaffee und Kuchen traf und erste Gespräche führte. Die meisten der anwesenden Teilnehmer, es mögen etwas über 30 Personen gewesen sein, begaben sich dann zum Ehrenmal am Landeshuter Platz, wo nach den Trompetenklängen von „Ich hatt‘ einen Kameraden“, gespielt von Wolfgang Hartwich, Wolfenbüttel, der Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Wolfgang Kraus, das Totengedenken sprach. Anschließend legten Bürgermeister Thomas Pink für die Stadt Wolfenbüttel, der stellvertretende Landrat Uwe Schäfer für den Landkreis Wolfenbüttel und Wolfgang Kraus für die Landeshuter am Ehrenmal Kränze nieder.
In der kath. St. Petrus-Kirche fand am frühen Abend eine Messe der Pfarrgemeinde statt, die Kons. Rat und Pfarrer i. R. Wolfgang Gottstein zusammen mit dem Dechanten von Landeshut/ Kamienna Góra, Robert Dublański, zelebrierte. Währenddessen wurde das heimatliche Treffen im Hotel Kronprinz bis in den späten Abend hinein fortgesetzt.
Der Sonntag begann mit einem ökumenischen Gottesdienst in der St. Trinitatis-Kirche. Die Predigt hielt Dechant Robert Dublański von der Kirche „Maria zum Rosenkranz“ in Kamienna Góra, der ehemaligen evangelischen Gnadenkirche von Landeshut. Liturgie und Lesungen lagen in den Händen des Hausherrn, Pfarrer Dr. Martin Senftleben, der unterstützt wurde von Kons. Rat und Pfarrer i. R. Wolfgang Gottstein, Stuttgart, Pastor Dirk Carolus Metzig, Hamburg und Stadtmissionsdirektor i. R. Diakon Karl-Heinz Wehner, Oldenburg.
Die anschließende Feierstunde fand erstmalig in der Kommisse statt. Hier fanden sich die Besucher an runden Tischen ihrer jeweiligen Dorfgemeinschaft zusammen. Mit rund 100 Besuchern war der Tagungsraum schließlich gut gefüllt. Die musikalische Umrahmung der Veranstaltung lag in den Händen des Männergesangvereins Linden. Der Vor-sitzende des Arbeitskreises Landeshut, Wolfgang Kraus, begrüßte die Gäste und dankte allen, die zum Gelingen des Heimattreffens beigetragen hatten. Insbesondere Nael El Nahawi, dem Geschäfts-führer von Roco-Druck, der gleichzeitig Schatzmeister des Arbeitskreises Landeshut ist, für seine ständige Unterstützung. Dank richtete er auch an seinen Amtsvorgänger Karl Vogt, der seine langjährige Erfahrung in die Vorbereitungen eingebracht hatte.
Für die Stadt Wolfenbüttel richtete Bürgermeister Thomas Pink ein Grußwort an die Teilnehmer. „Sie tragen Ihre Heimat im Herzen“, betonte er und erinnerte daran, dass der Städtepartnerschaft bereits im Jahre 1951 die Übernahme der Patenschaft für die Flüchtlinge und Vertriebenen aus Stadt und Kreis Landeshut vorausgegangen sei.
Uwe Schäfer, stellvertretender Landrat des Kreises Wolfenbüttel, wies in seinem Grußwort auf die generelle Verpflichtung hin, aus der Geschichte zu lernen und äußerte die Hoffnung, dass das Beispiel der Schlesier, die seit Jahrzehnten mit ihrer Heimat-verbundenheit „menschliche Brücken über Grenzen hinweg auf dem Weg der Versöhnung mit Polen gebaut“ hätten, überall in Europa Schule machen solle.
Besonders erfreuten die Grußworte des Dechanten von Landeshut/ Kamienna Góra, Robert Dublański, der sich in seiner offenen und unkomplizierten Art herzlich für die Einladung zum Landeshuter Heimattreffen bedankte und alle Teilnehmer dieses Treffens herzlich für das kommende nach Landeshut einlud, um an den Feierlichkeiten zum 300jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung der Gnadenkirche teilzunehmen.
Im Mittelpunkt der Feierstunde stand dann der Festvortrag von Landespfarrer i. R. Dr. Hans-Ulrich Minke, Oldenburg, zum Thema „Eine Gnadenkirche für die Landeshuter – zum 300jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung 2009“. In seinem informativen Vortrag stellte Dr. Minke, der auch Präsident des Schlesischen Kirchentages ist, äußerst facettenreich dar, wie die Landeshuter Protestanten durch die Gnade des Kaisers in Wien und unter erheblichen Schwierigkeiten vor 300 Jahren zu ihrem Gotteshaus kamen. Im 17. Jahrhundert waren sie gezwungen, 40 Kilometer bis zur nächsten evangelischen Kirche zurückzulegen. Erst mit Abschluss der Altranstädter Konvention 1707 war es möglich geworden, eine eigene Kirche zu beantragen. 50.000 Gulden opferten die Landeshuter Bürger seinerzeit für den Bau der Kirche, die nach dem Vorbild der Stockholmer Katharinenkirche mit zwei Emporen gebaut wurde.
Nach dem gemeinsamen Singen des „Riesengebirgsliedes“ mit dem MGV Linden, dem Schlusswort des Vorsitzenden und der 3. Strophe des Deutschlandliedes war der offizielle Teil des Heimattreffens beendet. Die Teilnehmer konnten sich dann mit einem deftigen Mittagessen stärken, für das das Team vom Hotel Kronprinz sorgte. Der gemeinsame Gedankenaustausch setzte sich noch bis weit in den späten Nachmittag fort, ehe die letzten Teilnehmer zur Heimfahrt aufbrachen.