Der Schlesische Gebirgsbote – eine Erfolgsgeschichte
Die erfolgreiche Etablierung einer Landeshuter Heimatzeitung nach der Vertreibung ist untrennbar mit dem Namen Edelhard Rock verbunden. Der gebürtige Landeshuter (1908 – 1985) hatte seit den frühen 1930er Jahren bis Kriegsende in Schömberg (heute Chełmsko Śląskie) die Grenzland-Druckerei Rock & Co. betrieben. In einem früheren Pferdestall im ausgebombten Groß Denkte (Kr. Wolfenbüttel) wagte der aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft Zurückgekehrte 1948 unter altem Firmennamen den Neuanfang. Insbesondere der Zusammenhalt der Vertriebenen aus Stadt und Kreis Landeshut lag Edelhard Rock am Herzen. So verlegte er in den Jahren 1948/49 einen Heimatbrief des Riesengebirgs-Osten [sic!].
Außer Rock mühten sich auch Andere publizistisch, die verstreuten Landeshuter zusammenzuhalten. Vor allem an Rhein und Ruhr kursierte das Blättchen Landeshuter in allen Zonen, das der in Herne gestrandete Franz Hrabowsky (1920 – 2000) herausgab. In Hannover erschien Der Rübezahl-Bote, herausgegeben vom Rübezahl-Bund. An die vertriebenen Schömberger richtete sich das Blatt Schömberger Weber am Webstuhl der Zeit, dessen Schriftleitung in den Händen des vormaligen katholischen Ortspfarrers Erwin Otte († 1964) lag. Je nach Papiervorrat erschienen diese Publikationen monatlich oder alle zwei Monate.
Insbesondere Edelhard Rock und Franz Hrabowsky stimmten bald darin überein, dass der Sache mit einer gemeinsamen Heimatzeitung noch besser gedient wäre. Ferner bot Rocks Druckerei in Groß Denkte, die sich schnell zu einer Art schlesischem Heimatverlag mit Mundart-Literatur und weiteren auf Schlesiens Geschichte bezogenen Schriften entwickeln sollte, alle technischen Voraussetzungen für die Herausgabe einer solchen Zeitung. So erschien am 20. Januar 1950 erstmals der Schlesische Gebirgsbote – „Mitteilungsblatt der Heimatvertriebenen aus dem Kreise Landeshut/Schlesien und dem östlichen Riesengebirge“, wie es im Untertitel hieß.
Neben viel Wissenswertem aus früheren Zeiten, von Ereignissen, Persönlichkeiten und Familiennachrichten waren über die Jahrzehnte besonders Flucht und Vertreibung aus der schlesischen Heimat ein zentrales Thema in der Berichterstattung des Schlesischen Gebirgsboten, der immer auch ein Spiegelbild der jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklung im Lande gewesen ist.
Später reihte sich der Schlesische Gebirgsbote als kleiner Teil der gesamten Vertriebenenpresse ein in den Kampf gegen die Ostpolitik von Willy Brandt, welche eine Aussöhnung mit unseren östlichen Nachbarn anstrebte. Dieser vorausgegangen waren 1965 die Ost-Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Briefwechsel der polnischen und deutschen Bischöfe, die zur Versöhnung aufriefen.
Druckerei und Verlag wurden 1965 in einen eigenen Neubau nach Wolfenbüttel verlegt. Zwar übergab Edelhard Rock 1972 das Geschäft an seine Söhne Dietmar und Klaus, blieb aber bei der Redaktionsarbeit am Schlesischen Gebirgsboten bis zu seinem Tode 1985 federführend. Daraufhin wurde diese unter Mithilfe vieler Heimatfreunde, die regelmäßig Berichte und Bilder zur Veröffentlichung lieferten, von Dietmar Rock verantwortet. 1999 zog sich die Familie Rock aus dem Betrieb zurück, doch auch der neue Inhaber Nael El Nahawi bekannte sich trotz sinkender Auflage unserer Heimatzeitung bis zuletzt zum publizistischen Erbe seines Hauses.
Als Dietmar Rock 2005 verstarb, ließ sich der Arbeitskreis Landeshut in die Pflicht nehmen und leistete bald den Hauptanteil der Redaktionsarbeit – zunächst durch Karl-Heinz Wehner († 2016) und länger noch durch Birgitta Riedel († 2013), insbesondere aber seit 2007 durch seinen langjährigen 1. Vorsitzenden Wolfgang Kraus. Seitens ROCO-Druck unterstützten Werner Osterloh und Katharina Leukroth das Redaktionsteam.
52 Jahre lang wurde der Schlesische Gebirgsbote in unserer Patenstadt Wolfenbüttel gedruckt und verlegt. Dieses Kapitel der Landeshuter Nachkriegsgeschichte ging mit dem Silvestertag 2016 zu Ende, denn seit Beginn des Jahres 2017 erscheint dieser im Goldammer-Verlag Rothenburg o. d. Tauber. Er besteht nunmehr aus einem gesamtschlesischen Mantelteil – von Herrn Alfred Theisen verantwortet – und einem regionalen Innenteil, den der 1. Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut, Herr Lic. Dirk C. Metzig, redaktionell betreut. Der Regionalteil erscheint unter der Überschrift „Aus Stadt und Kreis Landeshut“ und enthält neben neuesten Nachrichten aus dem östlichen Riesengebirge in bewährter Form vor allem heimatkundliche Beiträge, Reiseberichte und Familiennachrichten. Außerdem informiert er über die Aktivitäten und Vorhaben des Arbeitskreises Landeshut sowie der noch bestehenden Ortsheimatgruppen.
Der Schlesische Gebirgsbote hat seine Erscheinungsweise und auch sein Format im Laufe der Jahre mehrfach geändert. Die Heimatzeitung erschien zunächst monatlich, seit April 1954 dann vierzehntägig, ab dem 1. April 1958 sogar dreimal im Monat. 1974 kehrte man zur vierzehntägigen Herausgabe zurück, seit 1988 und bis zum heutigen Tag erscheint der Gebirgsbote einmal im Monat. Das Format wechselte von Heftgröße DIN C4 (vergrößertes DIN A4) zum 1. Juli 2006 auf das Kleinformat DIN C5. Seit der Übernahme durch den Goldammer-Verlag 2017 erscheint der Gebirgsbote im Format DIN A4. Auch die Seitenzahl eines Heftes variierte immer wieder.